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Mega-Impact gab dem Mars ein neues Gesicht  
  Der Mars ist ein geteilter Planet: Seine nördliche Hemisphäre ist über weite Strecken so glatt wie eine Billardkugel, die südliche Hemisphäre ist hingegen bergig und zerklüftet. Drei unabhängige Studien zeigen nun: Höchstwahrscheinlich war ein gigantischer Asteroideneinschlag vor vier Milliarden Jahren dafür verantwortlich.  
Demnach weist das so genannte Borealis-Becken auf dem Roten Planeten Spuren dieser enormen Kollision auf. Die Impact-Hypothese wird bereits seit knapp 30 Jahren diskutiert, nun wurde sie durch entsprechende Modellrechnungen bestätigt.
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Die drei Studien sind in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Nature" (Bd. 452, S. 1212, 1216 und 1220) erschienen. Auf Seite 1191 der gleichen Ausgabe gibt es auch einen begleitenden Kommentar von Walter S. Kiefer vom Lunar and Planetary Institute in Houston, Texas.
->   Nature
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Halb glatt, halb rau
 
Bild: MOLA-Team, Goddard Space Flight Center, NASA

Das Borealis-Becken auf der Nordhalbkugel dehnt sich über rund 40 Prozent der Mars-Oberfläche aus und ist so groß wie die irdischen Kontinente Europa, Asien und Australien zusammen. Es gehört zu den flachsten Regionen im Sonnensystem. Manche Forscher nehmen an, dass es früher einen Ozean beherbergte.

Die Südhalbkugel des Roten Planeten ist dagegen stark zerklüftet und liegt vier bis acht Kilometer höher als das Becken (Bild oben). Seit die "Viking"-Sonden in den späten 1970er Jahren Bilder vom unterschiedlichen Charakter der Mars-Halbkugeln zur Erde funkten, haben Astronomen gerätselt, ob die unterschiedlichen Oberflächen durch interne geologische Prozesse oder durch einen Asteroideneinschlag entstanden sind.
Planetarer Totalschaden
 
Bilder: Jeff Andrews-Hanna, Francis Nimmo

Den neuen Modellrechnungen zufolge kann ein Einschlag die Formation am besten erklären. Der Mars wurde demnach vor spätestens 3,9 Milliarden Jahren in einem Winkel von 45 Grad von einem rund 2.000 Kilometer großen Objekt getroffen - das ist größer als der Pluto, wie Forscher um Jeffrey Andrews-Hanna vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) berichten.

Auf obigen Bildern ist zu sehen, welche verheerenden Wirkungen der Impact auf dem Mars hatte: Links eine künstlerische Darstellung, die auf Modellrechnungen von Caltech-Forschern um Margarita Marinova basiert.

Rechts ein rekonstruierter Querschnitt durch den Mars, fünf Minuten nachdem dieser von einem Asteroiden mit rund 40-facher Schallgeschwindigkeit getroffen wurde. Teile der Marskruste (orange) werden ins All geschleudert, während sich eine Schockwelle in den geschmolzenen Kern des Planeten (gelb) fortpflanzt.
Mega-Impacts auf Merkur & Erde
Astronomen diskutieren den Angaben zufolge nur zwei größere Kollisionen im Sonnensystem: Als kontrovers gilt ein möglicher gigantische Einschlag auf dem sonnennächsten Planeten Merkur, als weitgehend gesichert dagegen, dass ein bis zu marsgroßes Objekt in der Frühzeit des Sonnensystems den Mond aus der Erde geschlagen hat.

Die größten erhaltenen Einschlagbecken sind nach dem Borealis-Bassin das 2.400 mal 1.800 Kilometer große Hellas-Bassin auf dem Mars und das 2.100 mal 1.500 Kilometer große Südpol-Aitken-Bassin auf dem Mond.

[science.ORF.at/dpa, 25.6.08]
->   Mars - Wikipedia
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01.01.2010