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Tierischer "Dancing Star": Ein Kakadu mit Taktgefühl  
  Snowball, ein weiß-gelber Kakadu, ist seit 2007 ein Star: Damals wurden seine Tanzkünste das erste Mal im Internet präsentiert. Forscher haben den Vogel nun unter die Lupe genommen und festgestellt: Er kann tatsächlich tanzen.  
Das Besondere an Snowball sei, dass er seine Tanzbewegungen an den Rhythmus anpassen kann. Die meisten anderen Tiere, die durch Nachahmung eines Menschen "tanzen" lernen, haben kein Gefühl für den "Beat", erklärte der Neurowissenschaftler Aniruddh Patel dem Newsdienst von "Nature".

Aus diesem ersten Beleg für tierisches Tanzgeschick erhoffen sich die Forscher Rückschlüsse auf die Wirkung von Musik auf das menschliche Gehirn.
Weltruhm durch Tanzvideo


Am 26. Dezember 2007 begann die Karriere des Kakadu Snowball durch ein Video auf YouTube: Wie gekonnt er zum "Queen"-Klassiker "Another one bites the dust" tanzt, begeisterte mittlerweile schon knapp 310.000 User.
Tanzen zu den Backstreet Boys
Die Forscher um Aniruddh Patel vom Neurosciences Institute in La Jolla (Kalifornien) gehörten auch zu den begeisterten Zusehern, jedoch erschöpfte sich ihr Interesse nicht im bloßen Staunen über die Fähigkeit des Vogels.

Sie wollten wissen, ob Snowball nur die Bewegungen von Menschen nachahmt - seine früheren Besitzer haben ihm öfter vorgetanzt - oder tatsächlich über eigenes Rhythmusgefühl verfügt. Also besuchten sie den Kakadu und spielten ihm eines seiner Lieblingslieder, "Everybody (Backstreet's Back)" von den Backstreet Boys vor.

Sie filmten den Vogel beim Tanzen, variierten die Geschwindigkeit der Musik und studierten, ob Snowball den Takt halten kann.
->   Video 1
->   Video 2
->   Video 3
Schwierige Analyse
Die Analyse war nicht ganz einfach: Der Kakadu tanzte nicht kontinuierlich, manchmal überhaupt nicht im Takt, weshalb die Forscher sich bei der Videoanalyse auf ein Detail, nämlich die langsamen Sequenzen konzentrierten.

Dabei zeigte sich, dass Snowball mit dem langsamsten Teil seiner Tanzperformance genau mit dem Takt der langsamen Musik synchron ging. War die Musik schneller, reduzierte er sein Tempo weniger stark.
Das erste, aber wahrscheinlich nicht einzige Tier
"Uns hat das gezeigt, dass Snowball tatsächlich über ein Gefühl für Rhythmus verfügt und nicht einfach etwas in seinem Tempo macht, weil es ihm gefällt", so Patel zum News-Dienst von "Nature".

Der Kakadu ist damit das erste Tier, dem Rhythmusgefühl im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung attestiert wurde. Das einzige ist er höchstwahrscheinlich nicht. Eine Harvard-Forscher hat einige YouTube-Videos gesammelt, in denen Papageien ebenfalls höchst rhythmisch tanzen.
Hilfe für Parkinson-Patienten
Die Analysen der tanzenden Tiere könnten auch für den Menschen interessant sein, meinen die Forscher, die Snowball untersucht haben. "Wir wissen, dass rhythmische Musik Parkinson-Patienten hilft, koordiniert zu gehen - aber wir wissen nicht, warum", beschreibt Aniruddh Patel.

"Tiere können sich offenbar mit dem Rhythmus synchronisieren. Wenn man weiß, wie ihr Gehirn das zustande bringt, könnte man vielleicht auch die therapeutische Wirkung von Musik bei Parkinson-Patienten erklären."

[science.ORF.at, 27.6.08]
->   Aniruddh Patel
->   Newsdienst von "Nature"
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01.01.2010