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Merkur: Viel Vulkanismus, zu wenig Eisen  
  Der Merkur gehört nicht gerade zu den bestbesuchten Planeten unseres Sonnensystems. Erst zwei Raumsonden haben dem sonnennächsten Planeten ihre Ehre gegeben. Aktuelle Daten der Sonde "Messenger" überraschen nun die Astronomen. Auf dem Merkur scheint es eine unerwartet starke Vulkanaktivität gegeben zu haben, die ihn nachhaltig formte.  
Außerdem rätseln die Forscher über einen ungewöhnlichen Eisenmangel auf der Oberfläche des Planeten. Die neuen Daten stammen von der NASA-Sonde "Messenger", die bei ihrem Vorbeiflug im Jänner auch 40 Prozent der bisher unbekannten Hemisphäre des Merkurs kartiert hat.
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Die aktuelle Ausgabe von "Science" widmet dem Merkur seine Coverstory und insgesamt elf Artikel.
->   Science
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Messenger ab 2011 im Orbit
Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Arizona State University/Carnegie Institution of Washington
Cover von "Science"
Der Merkur hat einen Durchmesser von 4876 Kilometern und kreist einmal in 88 Tagen um die Sonne. Als erste hatte die NASA-Sonde "Mariner 10" 1975 den Planeten besucht.

Der zweite Gast heißt "Messenger" (MErcury Surface, Space Environment, GEochemistry, and Ranging): Die Sonde wird noch zweimal am Merkur vorbeifliegen, am 6. Oktober 2008 sowie am 29. September 2009, und am 18. März 2011 in eine Umlaufbahn um den Merkur einschwenken.

Im Jahr 2013 will die europäische Raumfahrtagentur ESA eine Sonde zum Merkur schicken - "BepiColombo" soll sechs Jahre später bei dem Planeten ankommen.
Mondähnliche Oberfläche
Da der Merkur nur über eine sehr dünne Atmosphäre verfügt und somit Meteoriten kaum verglühen, ist seine Oberfläche von einer Unzahl an Einschlägen geprägt. Auf den ersten Blick sieht der Merkur deshalb unserem Mond sehr ähnlich.

Mehr aber noch als die Impacts dürften seine Oberfläche durch vulkanische Aktivität entstanden sein, schließen die Forscher aufgrund der neuen Daten.
Rätselhaftes Gestein
 
Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington

Das Caloris-Einschlagbecken ist vermutlich vor 3,8 Milliarden Jahren entstanden. Die helleren Krater sind jüngeren Datums, je dünkler die Einschlagstellen, desto älter sind sie.

"Messenger" stellte große Mengen eines dunklen Gesteins fest, das vulkanischen Ursprungs zu sein scheint. So ist etwa das Caloris-Einschlagbecken, mit einer Fläche von einer Million Quadratkilometern mehr als zwölf Mal so groß wie Österreich, mit diesem Gestein gefüllt.

Anders als bei solchem Gestein zu erwarten, enthält es den Messdaten zufolge aber sehr wenig Eisen. Die Forscher untersuchen nun, worum es sich bei dem ungewöhnlichen Gestein handeln könnte.
Eisen - wo bist du geblieben?
Aus früheren Beobachtungen haben die Forscher abgeleitet, dass rund 60 Prozent der Merkurmasse auf das Konto eines eisenreichen Kerns gehen, mehr als doppelt so viel wie bei jedem anderen Planeten unseres Systems. Laut den aktuellen Daten ist das Metall aber nur zu höchstens sechs Prozent in der Merkuroberfläche enthalten.

Fragt sich also: Wo ist das Eisen geblieben? Eine Möglichkeit ist, dass die Spektrometer der Raumsonde das Metall bisher schlicht nicht detektiert haben.

Eine andere ist es, dass sich das Eisen in der Kruste und im Mantel des Planeten befindet - was im Vergleich zu den anderen Planeten des inneren Sonnensystems sehr ungewöhnlich wäre.
Warten auf weitere Untersuchungen
 
Bild: Michael Carroll/Alien Volcanoes by Lopes and Carroll, The Johns Hopkins University Press, 2008

Künstlerische Darstellung von Merkurfelsen, die sowohl von "Mariner 10" als auch von "Messenger" beobachtet wurden. Sie dürften sich gebildet haben, als sich das Planeteninnere abgekühlt hatte und der gesamte Planet leicht geschrumpft ist.

Mark Robinson von der Arizona State University, Hauptautor der Studie zur Merkuroberfläche:

"Momentan sieht es so aus, dass das Eisen auf der Oberfläche fehlt. Wir werden aber mehr über die Zusammensetzung und somit zur Geschichte des Merkur wissen, sobald 'Messenger' 2011 in die Umlaufbahn einschwenkt. Das Oberflächengestein kann dann genauer untersucht und alle Instrumente verwendet werden."

[science.ORF.at/APA/dpa, 3.7.08]
->   Messenger
->   Merkur (Wikipedia)
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->   "Messenger" funkt erstes Merkur-Bild
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01.01.2010