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Historiker untersuchen "Unternehmen" Wiener Hof  
  Der Wiener Kaiserhof war Hunderte Jahre lang ein Großunternehmen. Wie er funktioniert hat, untersuchen zwei Wiener Historiker in den kommenden drei Jahren in einem Forschungsprojekt.  
Der Hof des Kaisers als Arbeitgeber
Der Hof des Kaisers in Wien war über Jahrhunderte eines der wichtigsten politischen Entscheidungszentren Europas, zugleich auch Bühne für allerlei Maskeraden und pompöses Zeremoniell.

Vor allem aber eines: Ein großes Unternehmen das im 17. Jahrhundert 1.000 und um 1800 bereits 3.000 Menschen beschäftigte, die kochten, wuschen, Wagen lenkten, Dienerfunktionen aller Arten ausführten - in insgesamt 80 verschiedenen Tätigkeiten.
1.600 Seiten Vorschriften
Wie sie zu arbeiten hatten, stand in sogenannten Instruktionsbüchern, die sich heute im Haus-, Hof- und Staatsarchiv befinden. Diese 1.600 Seiten an Vorschriften werden von den beiden Historikern der Universität Wien Martin Scheutz und Jakob Wührer in den kommenden Jahren ediert und veröffentlich.

Das ist der erste Teil ihres vom FWF geförderten Projekts, sagt Martin Scheutz: "Das war so eine Art Arbeitsplatzbeschreibung, die genau festlegte, was man durfte und was zu unterlassen war. Am Ende stand dann in einem Gummiparagraph, dass der Amtsinhaber alles das tun soll, was einem treuen und verlässlichen Diener eben obliegt."
Machtmaschine im Zentrum der Analyse
Nach drei Jahren soll dann eine Komplettanalyse dieser Regierungs- und Machtmaschine vorliegen, sagt Martin Scheutz: "Es gibt am Hof sozusagen etwas zu erben. Wer hier präsent ist und ein Amt hat wird a la longue mit etwas belohnt. Sei es, dass er Landeshauptmann wird, oder einen anderen lukrativen Posten erhält.

Es wird dort auch Lobbying betrieben - so ähnlich wie heute in Brüssel. Es gibt den direkten Weg über die Ämter, oder den indirekten über die Favoriten, die nahe am Kaiser sind." Ein Beweis für die Aktualität von Geschichtsforschung ...

Martin Haidinger, Ö1 Wissenschaft, 28.7.08
->   Haus-, Hof- und Staatsarchiv
 
 
 
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01.01.2010