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Bakterienschleim statt Dinogewebe?  
  Weichgewebe und Blutgefäße eines 70 Millionen Jahren alten Tyrannosaurus Rex wollten Paläontologen vor drei Jahren erstmals aus Fossilien gewonnen haben. Fantasien a la "Jurassic Park" mit geklonten und wiederbelebten Dinos waren die Folge. Eine neue Studie erweist sich nun als Spielverderber. Ihr zufolge handelt es sich nicht um edles Dinogewebe, sondern schlicht um Bakterienschleim.  
Aus den Rocky Mountains
Der T. Rex war in einem als Hell Creek Formation bekannten Gebiet in den Rocky Mountains geborgen worden.

2005 berichtete die Paläontologin Mary Schweitzer von der Staatlichen Universität North Carolina und ihr Team, dass sich noch etliche offenbar intakte Zellen, sowie Weichgewebe und Blutgefäße in dem Fossil befanden.

Sie hatten zuvor fossilierte Knochensplitter in einer schwachen Säure eingeweicht und das freigegebene Gewebe analysiert. Zu ganz anderen Ergebnissen bei der Untersuchung derselben Knochen kommen drei Jahre später der Paläontologe Thomas Kaye von der Universität Washington und sein Team.
->   Mehr zu der Schweitzer-Studie (25.3.05)
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Die Studie von Schweitzer et al ist im renommierten Magazin "Science" (Bd. 307; S. 1.952) erschienen, die aktuelle von Thomas Kaye et al musste sich mit dem Open-Access-Journal "PLoS One" (3(7): e2808) begnügen.
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Erweiterung der Untersuchungsmethoden
Ursprünglich, so berichtet Kaye in einer Aussendung der Universität Washington, sei er an die Analyse der Dinoknochen mit der Hoffnung gegangen, der zweite Forscher zu sein, der Weichgewebe entdeckt.

Die Erweiterung der Untersuchungsmethoden - so verwendete er spezielle Elektronenmikroskope, Massenspektroskopie und die C-14-Methode zur Altersbestimmung - enttäuschte aber diese Hoffnung.

So hätten Schweitzer und Kollegen wegen der Anwesenheit von Eisen irrtümlich Überbleibsel von Blutzellen identifiziert. Dabei handle es sich aber um winzige eisenhältige Mineralablagerungen, meint Kaye.
Einfach nur ein Biofilm
 
Bild: Thomas Kaye

Blick durch das Elektronenmikroskop: Die Pfeile deuten auf Biofilme, die sich von den Wänden der Gefäßkanäle im Dinoknochen ablösen.

Mit seinen Kollegen wiederholte er auch das "Säurebad" der Knochen. Das Weichgewebe, das sich dabei zeigte, ähnelt laut seiner Analyse aber mehr einem Biofilm als Kollagen - den extrazellulären Proteinen, die wesentlich für den Knochen- und Knorpelaufbau sind.

Dieser Biofilm besteht laut Kaye im konkreten Fall aus Bakterien. Diese hätten sich in den Leerstellen der Dinoknochen angesiedelt, die zuvor mit Blutzellen und -gefäßen angefüllt waren.

"Wir können mit Sicherheit sagen, dass das, was ursprünglich als Weichgewebe eines Dinosauriers betrachtet wurde, einfach nur Schleim ist", fasst es Kaye zusammen. Und dieser ist laut vorgenommener Datierung nicht 70 Millionen Jahre alt, sondern stammt vermutlich aus dem Jahr 1960.

[science.ORF.at, 30.7.08]
->   Thomas Kaye, Universität Washington
->   Biofilme (Wikipedia)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Proteine beweisen: T. Rex ist Urahne von Hühnern
->   Wie schnell T. Rex und Co. laufen konnten
 
 
 
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01.01.2010