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"Klatschenstudie" klärt, wie Fliegen flüchten  
  Ein bekanntes Phänomen: Man hebt die Fliegenklatsche, schlägt zu, doch die Fliege ist längst weg. US-Forscher haben nun in einer Studie geklärt, wie die Fliegen so schnell entkommen.  
Michael Dickinson vom California Institute of Technology in Pasadena beschäftigt sich mit den biomechanischen Hintergründen von Insektenflug.

Eine Frage von Journalisten konnte Dickinson jedoch nie beantworten: Warum sind Fliegen so schwer zu erschlagen? Mit einer Hochgeschwindigkeitskamera und einer Fliegenklatsche kam er dem Geheimnis des Ausweichmanövers nun auf die Spur.
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Die Studie "Visually Mediated Motor Planning in the Escape Response of Drosophila" (doi:10.1016/j.cub.2008.07.094) ist in "Current Biology" online erschienen.
->   Zur Studie
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Schnelle Ausrichtung der Beine
Lange bevor die Fliege springt, erkennt ihr kleines Gehirn die Richtung, aus der die Gefahr kommt, und richtet die Beine so aus, dass sie der Klatsche optimal entkommen kann.

Dies und der darauffolgende Sprung finden in nur 100 Millisekunden, nachdem die Fliege die Bedrohung erkannt hat, statt. "Das zeigt, wie schnell das Gehirn der Fliege Informationen verarbeiten und entsprechend darauf reagiert", sagt Michael Dickinson.
Sprung in entgegengesetzte Richtung
Der Aufbau des Experiments besteht aus einer schwarzen Scheibe mit 14 Zentimetern Durchmesser, die in einem 50 Grad-Winkel über einer kleinen Plattform hängt. Interessant ist nun, dass es offenbar einen Unterschied für die Fliege macht, ob die Klatsche von vorne oder von hinten kommt: In Sekundenbruchteilen stellt sie ihre Beine in jene Position, die sie für eine ideale Fluchtbewegung benötigt.

Die Fliegenforscher vom California Institute of Technology bei ihrer Arbeit:

Komplexes Verhalten bei kleinem Gehirn
"Wir haben außerdem entdeckt, dass die Fliege ihre Position vor ihrem Absprung in die Planung ihrer Bewegungen miteinbezieht", erklärt Dickinson. "Wenn sie die Bedrohung entdeckt, kann die Fliege, je nachdem, was sie gerade tut, in verschiedenen Positionen sein.

Unsere Experimente zeigen, dass die Fliege unabhängig von ihrer Tätigkeit weiß, was sie an ihrer Haltung verändern muss, um in die ideale Absprungposition zu gelangen.

Dies bedeutet wiederum, dass sie visuelle Informationen der Augen mit mechanosensorischen Informationen von den Beinen kombinieren muss, um in die richtige Position zu gelangen."
Gehirnregion nocht nicht gefunden
Die Ergebnisse des Fliegenlabors geben auch einen Einblick in das Nervensystem der kleinen Tiere. Die Forscher vermuten, dass es im Gehirn der Fliegen eine Region gibt, in der die Position der potenziellen Bedrohung in ein stimmiges Muster von Körperbewegungen umgewandelt wird.

"Die Umwandlung von Informationen zu Bewegungen ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Die Suche nach der Region im Gehirn, in der das alles passiert, kann beginnen."

Dickinsons Forschung gab auch einen interessanten Hinweis zum richtigen Erschlagen der Tiere. "Man sollte nicht direkt auf den Punkt zielen, an dem sich Fliege befindet, sondern am besten ein wenig in Flugrichtung versetzt."

Sebastian Schrottenbach, science.ORF.at, 29.8.08
->   Michael Dickinson - California Institute of Technology
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01.01.2010