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Wölfe essen lieber Lachs als Hirsch  
  Wölfe sind größere Schleckermäuler als bisher gedacht: Wenn möglich bevorzugen sie laut Studie Lachse gegenüber Hirschen, Elchen und anderen Wildtieren, ihrer eigentlichen Hauptnahrung.  
Damit fischen sie im Zweifelsfall auch lieber, als zu jagen, berichtet ein Zoologenteam um Chris Darimont von der University of Victoria in Kanada.
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Ihre Studie "Spawning salmon disrupt trophic coupling between wolves and ungulate prey in coastal British Columbia" ist am 2.9. in der Open-Access-Zeitschrift "BMC Ecology" erschienen.
->   BMC Ecology
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40 bis 70 Prozent Genuss von Fischen
Vier Jahre lang untersuchten die Forscher das Fressverhalten von acht Wolfsrudeln in einem 3.300 Quadratkilometer großen Gebiet in British Columbia an der Westküste Kanadas. Kotproben und Haaranalysen gaben Aufschluss darüber, was die Hundeverwandten (canis lupus) tatsächlich zu sich genommen haben.

Dabei zeigte sich erwartungsgemäß, dass sich die Tiere die meiste Zeit des Jahres von Wildtieren ernähren. Und zwar zu bis zu 95 Prozent.

Sobald aber im Herbst die Lachse zum Laichen in die Küstengegend kommen, schreiben die Wölfe ihre Speisekarte um. 40 bis 70 Prozent ihres Futters machen dann die Fische aus.
Sicherer und nährreicher
"Man könnte erwarten, dass die Wölfe nur dann zu Lachsen greifen, wenn es einen Mangel an ihrer Haupternährungsquelle, den Wildtieren, gibt. Das ist aber nicht der Fall. Die Verfügbarkeit des Lachses ist für ihren tatsächlichen Konsum viel wichtiger als die Verfügbarkeit von Wild", schreiben Darimont und seine Kollegen.

Woher also kommt die wölfische Vorliebe für "natürliches Sushi"? Weniger von geschmacklichen als praktischen Dingen, meinen die Forscher.

Zum einen sei das Fischen für die Wölfe viel sicherer als die Jagd nach Wildtieren, bei der sie oft Verletzungen riskieren. Zum anderen seien Lachse auch nährreicher, vor allem was den Fett- und Energiehaushalt betrifft.
Schutz der Fische notwendig
Für die Forscher war nicht nur das Fressverhalten der Wölfe überraschend, sie betonen auch die Konsequenzen für die Ökologie. Das Zusammenspiel im Ernährungskreislauf zwischen Meeres- und Landbewohnern sei bisher noch wenig untersucht, inklusive möglicher Konsequenzen wie die Übertragung von Krankheiten aus dem Wasser ans Land.

Damit sich dies ändert und die Wölfe auch in Zukunft ihren Heißhunger auf Lachse befriedigen können, bedarf es aber vor allem eines: des Schutzes der wildlebenden Lachspopulationen - im vergangenen Jahrhundert sind durch Überfischung, Zerstörung von Lebensplätzen und Verdrängung durch Zuchtlachse 90 Prozent der Bestände verloren gegangen.

[science.ORF.at, 2.9.08]
->   Chris Darimont, University of Victoria
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01.01.2010