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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Umweltschutz-Idee: Weit entlegene Parkplätze  
  4,2 Millionen Autos stoßen in Österreich nicht nur Schadstoffe aus, sie fördern indirekt auch die Zersiedelung der Landschaft. Ein Verkehrsexperte plädiert daher als Umweltschutzmaßnahme für entlegene Parkplätze.  
Öffis in Gehdistanz, Parkplatz in Äquidistanz
Die Nähe des Parkplatzes, der Parkplatz vor der Haustüre, das sei das Problem, meint der ökologiebewusste Verkehrsexperte Hermann Knoflacher. Knoflacher lehrt am Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der Technischen Universität Wien und ist für seine radikalen und provokanten Vorschläge bekannt.

Bei den Alpbacher Architekturgesprächen rund um die Zusammenhänge von Klimaschutz und Raumplanung plädiert Knoflacher dafür, dass der Weg zum Parkplatz länger sein muss als der Weg zur nächsten Haltestelle von Bahn, Bus oder Bim.
->   Europäisches Forum Alpbach - Architekturgespräche
Individualverkehr kostet: Fläche, Sprit, Nahversorger
In puncto Verkehr und Klimaschutz kämen derzeit die Ziele der Raumordnung und der Bauordnung in Konflikt miteinander, so der TU-Professor auf Radio Österreich 1:

"In der Bauordnung steht, dass ein Parkplatz auch anderswo errichtet werden darf, wenn es nicht möglich ist, ihn auf eigenem Grund zu errichten. Wenn Sie die Raumordnungsgesetze und die Ziele hernehmen, darf man das eigentlich nie machen: weil man verstößt dabei gegen den sparsamen Flächenverbrauch, gegen den Verbrauch von fossiler Energie, gegen die lokale Wirtschaft usw. - alles was in den Raumordnungsgesetzen als gut und richtig erkannt wird.

Wenn man das sachkundig interpretiert, darf ich demnach nirgendwo einen Parkplatz bei einem Objekt zuordnen."
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400 Quadratmeter pro Auto
Derzeit werden laut Hermann Knoflacher von der TU Wien durchschnittlich 400 Quadratmeter Fläche pro Auto verbraucht: 290 Quadratmeter im städtischen Gebiet und mehr als 400 Quadratmeter im ländlichen Raum pro Fahrzeug.
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Der Fußgänger als Maß
An sich seien Gemeinden das Ergebnis des Fußgehers, so Hermann Knoflacher bei den Alpbacher Architekturgesprächen. Die Entfernungen innerhalb einer kleinen, ursprünglichen Gemeinde seien auf das Zufußgehen ausgelegt. Das Auto bringt das Konzept durcheinander.

Bisher beschäftige sich keiner mit den Wechselwirkungen zwischen Bauten und Auto, so der Verkehrsexperte im Gespräch mit der Austria Presse Agentur: "Die Verkehrsexperten beschäftigen sich mit dem Fließverkehr und die Architekten beschäftigen sich mit dem Objekt, aber mit dem dazwischen hat sich niemand beschäftigt."
Parkplatz als Klimalösung
Knoflachers Conclusio auf Radio Ö1: Parkplätze müssen von allen Objekten mindestens so weit entfernt sein, wie die nächst gelegene Haltestelle des öffentlichen Verkehrs. Egal ob Wohnhaus, Arbeitsplatz oder Geschäftsgebäude.

"Das heißt, es gibt kein Dorf und keine Stadt mit Autos, die darin parken dürfen. Anders geht es nicht." Und so wird der Parkplatz letztlich zur Klimalösung - sofern er aufgrund seiner Entlegenheit dazu anregt, das Auto stehen zu lassen.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 2.9.08
->   Hermann Knoflacher
->   Statistik Austria (Kfz-Bestand)
->   Umweltbundesamt (Emissionsdaten)
 
 
 
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01.01.2010