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Landesgrenzen an den Genen ablesbar  
  Die Gene von Europäern können zeigen, aus welchem Land sie stammen. Zwei neuen Studien zufolge geben kleine Variationen der DNA-Bausteine Aufschluss über die Herkunft ihrer Träger.  
SNPs geben Aufschluss
Will man die genetischen Unterschiede zwischen einzelnen Menschen feststellen, muss man mit sogenannten SNPs (Single Nucleotid Polymorphisms) arbeiten - feinsten Variationen der DNA-Bausteine, die Forscher bisweilen als Sitz der genetischen Individualität bezeichnen.

Mit Hilfe von SNPs kann man etwa zwischen Menschen asiatischer und afrikanischer Herkunft unterschieden, selbst innerhalb von Europa hat man bereits eine genetische Trennlinie ausgemacht: Sie verläuft im Bereich der Pyrenäen und Alpen - und scheidet so Nord- von Südeuropäern.
1.300 Europäer im Vergleich
Zwei Forschungsgruppen sind nun im Fach Geo-Genetik einen großen Schritt vorangekommen: Sie haben bei mehr als 1.300 Europäern einen SNP-Vergleich vorgenommen und genetische Unterschiede in (räumliche) Distanzen umgerechnet.

Herausgekommen ist dabei eine SNP-Karte Europas, die erstaunlich gut mit den politischen bzw. geografischen Verhältnissen übereinstimmt. Das bedeutet, dass man Deutsche, Franzosen, Italiener und Spanier mitunter anhand weniger "Buchstaben" innerhalb der DNA unterscheiden kann.

Die geografische Unschärfe der Karte ist zwar zum Teil recht beträchtlich, was aber die Durchschnittswerte anlangt, liegen "französische" Gene tatsächlich zum Großteil in Frankreich und "italienische" tatsächlich in Italien. Das genetische Einzugsgebiet Österreich liegt der Studie zufolge - wenig überraschend - vor allem in Polen, Tschechien und Deutschland.
Genetische Karte von Europa
 
Genetische Karte von Europa

Die Grafik zeigt die geografische Position von 1.387 Menschen, die von ihrer DNA vorhergesagt wird. Die Abkürzungen stehen dabei für die Länder, aus denen sie tatsächlich stammen (IT steht z.B. für Italien; Bild: Nature)
Keine "Mini-Rassen"
Auch wenn es feine genetische Variationen gebe, bedeute das allerdings nicht, dass Europa aus einigen "Mini-Rassen" bestehe, sagt Manfred Kayser von der Erasmus Universität in Rotterdam und Leiter einer der Forschungsgruppen: "Die genetische Vielfalt in Europa ist letztlich sehr gering, es gibt kaum signifikante Unterschiede."

Die entsprechenden Studien sind jeweils in Current Biology (Bd.18, S. 1241-1248) und Nature (doi:10.1038/nature07331) erschienen.

[science.ORF.at, 02.9.08]
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01.01.2010