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Die Sonne ist seit Monaten nahezu fleckenfrei  
  Während der vergangenen acht Monate hat die Aktivität der Sonne ein Minimum erreicht. Die Flecken, die sie normalerweise bedecken, sind nahezu verschwunden - und niemand weiß, wann sie genau zurückkommen.  
Forscher warten nun gespannt, da der Zeitpunkt ihrer Rückkehr etwas über das solare Wetter der nächsten elf Jahre verraten kann.
Magnetfeld erzeugt Sonnenflecken
Sonnenflecken sind - im Vergleich zum Rest der Sonne - kühle und dunkle Gebiete auf der Sonnenoberfläche. Es ist schon lange bekannt, dass in den Flecken sehr starke Magnetfelder existieren - rund 10.000 Mal stärker als das Magnetfeld an der Erdoberfläche.

Erzeugt werden sie durch extrem starke elektrischen Strömen im Inneren der Sonne. Dort wo die Feldlinien die Sonnenoberfäche durchstoßen, verhindern sie das Aufsteigen heißer Gase.

Dies führt zu einer Abkühlung, die man als dunkle Flecken an der Sonnenoberfläche beobachten kann.
Sonnenfleckenzyklus bereits lange bekannt
Die Anzahl der Flecken wird seit ungefähr 400 Jahren permanent gezählt. Bereits im 18. Jahrhundert konnte man feststellen, dass sich ihre Zahl über die Jahre regelmäßig verändert.

Daraus wurde der sogenannte Sonnenfleckenzyklus abgeleitet. Dabei geht die Anzahl der Sonnenflecken von einem Maximum abwärts, bis sie ein Minimum erreicht und anschließend wieder gegen einen Höhepunkt steigt.
Voraussage wichtig für Weltraummissionen und Satelliten
Bild: Solar & Heliospheric Observatory
Aktuelle Aufnahme von der Sonne
Eine gesamte Sonnenfleckenperiode dauert elf Jahre, darin sind sich Forscher einig. Die Frage, wie stark diese Kurve jedoch in der nächsten Periode ausschlägt, ist immer noch Thema wissenschaftlicher Diskussionen.

Sonnenflecken sind ein Indikator für die Aktivität der Sonne. Könnte man also die Anzahl von Sonnenflecken vorhersagen, so könnte man Rückschlüsse auf die Sonnenaktivität der nächsten elf Jahre ziehen.

Dies wäre besonders für Weltraummissionen und Satelliten wichtig, da bei hoher Aktivität ein dementsprechend starkes Magnetfeld entsteht, welches unter anderem Kommunikationssatelliten stören könnte.
Theorien über Zyklus: Starke ...
Was bedeutet also dieses historische Minimum von Sonnenflecken für das Maximum der nächsten Periode?

Bis die Sonnenflecken wieder erscheinen, können Wissenschaftler darüber nur Vermutungen anstellen. Es gibt verschiedene Theorien, die jedoch nicht überprüft werden können, solange die Anzahl der Flecken nicht steigt. Eine dieser Theorien wird von Leif Svalgaard von der Stanford University vertreten: "Die momentane Abwesenheit der Flecken bedeutet nicht, dass der nächste Zyklus schwach sein wird", sagte Svalgaard gegenüber dem Online-Dienst von New Scientist.

Man wartet also ab bis die Sonnenflecken wieder erscheinen, je früher das passiert, desto heftiger werden solare Magnetstürme in der nächsten Periode. Hier ist sich Svalgaard sicher: "Die starken Zyklen beginnen mit einem Knall. In einem Monat gibt es keine Sonnenflecken, im nächsten ist alles voll damit."
... oder schwache Aktivität?
Andere Theorien sagen gutes Weltraumwetter für die nächsten elf Jahre voraus. Diese Voraussagen stützen sich auf die Idee, dass Magnetfelder, die an den Polen der Sonne versinken, schneller wieder an die Oberfläche kommen und damit Sonnenflecken erzeugen.

Da es an den Polen zurzeit nur geringe magnetische Aktivität gibt, scheint es so, als würde der nächste Zyklus eher ruhig verlaufen.
Konsequenzen für die Erde
Beide Theorien hätten immense Auswirkungen auf das Leben auf der Erde. Bei einem starken Sonnenfleckenzyklus könnten durch die starken Magnetstürme unter anderem Satelliten beschädigt werden. In schlimmeren Fällen könnten Magnetstürme weltweit Stromnetze überlasten.

Wird der nächste Zyklus sehr schwach, könnte es zu einer ähnlichen Situation kommen wie zwischen 1645 und 1715. Das damalige Minimum der Sonnenaktivität, das sogenannte Maunderminimum, fiel in dieser Zeit mit einer Abkühlung des Klimas zusammen.

Ein direkter Zusammenhang konnte zwar weder bewiesen noch ausgeschlossen werden, man weiß allerdings, dass schwächere Sonnenaktivität das Klima beeinflussen kann.
Ein Albtraum der Wissenschaftler
Unabhängig davon welche Theorie nun bestätigt wird, eines sollte laut Leif Svalgaard auf keinen Fall passieren: "Der schlimmste Albtraum wäre es, wenn die Sonnenflecken genau dann kommen wenn wir es nicht erwarten. Dann wissen wir, dass alle unsere Theorien falsch waren."

[science.ORF.at, 3.9.08]
->   Leif Svalgaard
->   Solar & Heliospheric Observatory
->   New Scientist
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01.01.2010