News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Mindestlohn: In Westeuropa 8,30 Euro pro Stunde  
  Von 27 EU-Staaten verfügen 20 über einen gesetzlichen Mindestlohn. Fünf von ihnen haben die untere Lohngrenze in den vergangenen Monaten angehoben, der Schnitt in Westeuropa liegt nun bei 8,30 Euro pro Stunde.  
Das zeigt eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen deutschen Hans-Böckler-Stiftung.
Annäherung alter und neuer EU-Mitglieder
Mit Blick auf die absolute Höhe der Mindestlöhne lassen sich laut einer Analyse von Thorsten Schulten, Experte für europäische Tarifpolitik im WSI, neben den westeuropäischen Ländern zwei weitere Gruppen unterscheiden, die sich aber einander annähern:

In den "alten" EU-Staaten in Südeuropa betragen die untersten erlaubten Stundenlöhne zwischen 2,55 Euro in Portugal und 3,80 Euro in Griechenland. In Slowenien stieg der Mindestlohn Anfang März auf 3,28 Euro. Damit bewegt sich das Lohnminimum in dem "neuen" EU-Staat auf dem Niveau "alter" EU-Mitglieder.
Unterschiedliche Lebenshaltungskosten
 
Bild: Hans-Boeckler-Stiftung

In den übrigen mittel- und osteuropäischen Staaten sind die Mindestlöhne mit Stundensätzen zwischen 0,65 Euro in Bulgarien und 1,97 Euro in Tschechien deutlich niedriger. Allerdings haben auch die meisten dieser Länder in letzter Zeit aufgeholt.

Zudem spiegelten die unterschiedlichen Lohnniveaus zum Teil die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den Ländern wider, so Schulten. Legt man Kaufkraftparitäten zugrunde, reduziere sich das Verhältnis zwischen dem niedrigsten und dem höchsten gesetzlichen Mindestlohn in der EU von 1:14 auf etwa 1:6.
In Österreich kein Mindestlohn
Sieben EU-Staaten - Dänemark, Schweden und Finnland sowie Deutschland, Österreich, Italien und Zypern - haben bislang keinen gesetzlichen Mindestlohn. Allerdings gebe es in den meisten dieser Länder "funktionale Äquivalente", etwa verbindliche Tarifsysteme wie in Österreich die Kollektivverträge.

Speziell in Österreich führe die Pflichtmitgliedschaft der meisten Unternehmer in der Wirtschaftskammer zu einer außerordentlich hohen Tarifbindung, so der Lohn-Experte. Darüber hinaus wurde 2007 eine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber-Verbänden und Gewerkschaften unterzeichnet, in der die Anhebung der Mindestlöhne auf 1.000 Euro pro Monat (vor Steuern und Abgaben) gefordert wird.

[science.ORF.at, 4.9.08]
->   Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (Hans-Böckler-Stiftung)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010