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"Ameisen vom Mars" im Amazonas entdeckt  
  Forscher haben im Amazonas blinde Ameisen unter der Erde gefunden. Wahrscheinlich ist diese Spezies ein direkter Nachfahre der ersten Ameisen in der Evolutionsgeschichte.  
Ein Expertenteam um Christian Rabeling von der University of Texas in Austin hat die primitivste lebende Ameisenart in Brasilien entdeckt und ihr den Namen Martialis heureka gegeben, was so viel heißt wie "Ameise vom Mars".
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Die Studie "Newly discovered sister lineage sheds light on early ant evolution" erscheint zwischen 15. und 19. September in den "Proceedings of the National Academy of Sciences". (DOI: 10.1073/pnas.0806187105).
->   Zur Studie, sobald online
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Blind, farblos und räuberisch
 
Bild: C. Rabeling and M. Verhaagh/National Academy of Sciences

Die Martialis heureka besitzt mehrere Eigenschaften, die in dieser Kombination bisher nicht beschrieben wurden: Sie ist nur etwa drei Millimeter groß, fast durchsichtig und hat keine Augen.

Dafür wird ihr Erscheinungsbild von langen, pinzettenartigen Mundwerkzeugen geprägt, mit denen sie unter der Erde auf Beutefang geht. Wahrscheinlich ernährt sie sich von weichen Insektenlarven und Würmern.
Relikt aus vergangenen Zeiten
Bild: C. Rabeling and M. Verhaagh/National Academy of Sciences
"Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass sich im Boden der verbleibenden Regenwälder noch eine Fülle von weiteren neuen Arten versteckt", teilte der Biologe Christian Rabeling in einer Presseaussendung mit.

Die Erbgutanalyse habe ergeben, dass die neue Ameisenart am unteren Ende der Evolutionsleiter anzusiedeln sei und somit von den ersten Ameisen abstammen müsse. Die Forscher gehen allerdings nicht davon aus, dass alle Ameisenvorfahren blind waren und unterirdisch lebten.

"Aufgrund unseres Datenmaterials nehmen wir an, dass der Ahne der meisten Ameisen ein wespenähnliches Wesen war, wahrscheinlich ähnlich dem Bernsteinfossil Sphecomyrma. Dieser wird als missing link zwischen Wespen und Ameisen angesehen", so Rabeling.
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Sphecomyrma
Als "Sphecomyrma" bezeichnet man die ältesten gesicherten Ameisenfunde aus der Kreidezeit, die belegen, dass sich Ameisen vor etwa 120 Millionen Jahren aus den Vorfahren der Wespen entwickelten. Dabei entstanden drei unterschiedliche Linien, die sich auf verschiedene Lebensräume spezialisiert haben: den Boden, Blätterhaufen oder Bäume.
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Erste Entdeckung seit 1923
"Die neue Ameisenart lebt in der tropischen Erde in einem stabilen Mikroklima. Sie hat wahrscheinlich wenige direkte Konkurrenten und kann auf diese Weise als eine Art Relikt bis heute existieren", so Rabeling.

Lebendige Vertreter einer neuen Ameisenunterfamilie waren das letzte Mal im Jahr 1923 entdeckt worden.

Nina Wolf, science.ORF.at,16.9.08
->   Christian Rabeling
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01.01.2010