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Forscher: Objekt gibt weiterhin Rätsel auf  
  2006 wurde im All ein Objekt beobachtet, dass keiner bisher bekannten Art von Sternen angehört. Eine nun veröffentlichte Studie zeigt das Ausmaß der Ratlosigkeit und Verwunderung, beim Versuch dieses Phänomen zu erklären.  
Astronomen der NASA entdeckten 2006 ein Objekt an einer Stelle im All, an der normalerweise nichts zu sehen war. Das Objekt mit dem Namen SCP 06F6 wurde über einen Zeitraum von sieben Monaten beobachtet. In dieser Zeit wurde es gleichmäßig heller und verschwand danach wieder in der Dunkelheit des Kosmos. Seitdem wurde es nicht mehr gesehen.
Zeitgedehnte Supernova ...
In der Phase, in der es beobachtet wurde, muss es mindestens 120 Mal heller gewesen sein als in seinem dunklen Zustand. Dies ist ein Rätsel für die Wissenschaftler. Ein bekannter Grund für die plötzliche Erhellung kosmischer Objekte sind Supernovae, allerdings erreichen diese ihre maximale Helligkeit nach 20 Tagen. Warum das Objekt SCP 06F6 hingegen ganze 100 Tage brauchte, um den Höhepunkt der Helligkeit zu erreichen, ist weiterhin unklar.

Als das Objekt 2006 entdeckt wurde, nahmen Wissenschaftler der NASA an, dass es sich dabei um eine zwölf Milliarden Lichtjahre entfernte Supernova handeln könnte. Wäre das Objekt so weit entfernt, könnte die Ausdehnung des Universums eine 20 Tage dauernde Supernova als ein 100 Tage langes Ereignis erscheinen lassen.
... wurde widerlegt.
Diese Theorie wurde mittlerweile widerlegt. Kyle Barbary von der University of California in Berkely, erklärt in seiner Studie: "Wenn das Objekt weiter entfernt wäre, würden wir im Spektrum Anzeichen von Wasserstoff sehen, der über eine solche Distanz absorbiert worden wäre."

Ein weiteres Argument gegen die Supernova-Theorie ist die Schwankung der Helligkeit. Das Licht verschwand mit derselben Kontinuität, mit der es gekommen war, was sich mathematisch in einer symmetrischen Glockenkurve zeigt. Supernovae haben allerdings asymmetrische Lichtkurven - sie verschwinden langsamer als sie erscheinen.
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Die Studie "Discovery of an unusual optical transient with the Hubble Space Telescope" ist auf dem Pre-Print Server "Arxiv" verfügbar und soll demnächst im "Astrophysical Journal" erscheinen.
->   Zur Studie (pdf-Datei)
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Unbekanntes Spektrum
Auch die Distanz zu dem Objekt konnte mit üblichen Verfahren nicht bestimmt werden. Das Spektrum, das von dem Objekt ausgesendet wurde, ist mit keinem bisher beobachteten Spektrum vergleichbar.

Obwohl man das es mit der Datenbank des Sloan Digital Sky Survey - eine Sammlung aller bekannten Spektren - verglich, fand man kein Objekt mit ähnlichem Aufbau. "Weil wir in diesem Spektrum nichts wiedererkennen, können wir nicht einmal sagen, ob sich das Objekt in unserer Galaxie oder in einer anderen befindet", sagte Barbary.
Seltsamer Weißer Zwerg
Wenn sich das Objekt innerhalb der Milchstraße befindet, könnte es sich möglicherweise um einen Weißen Zwerg handeln. Diese können sehr stark heller werden, wenn sie Materie aufsaugen. "Dieses Aufsaugen müsste allerdings auf eine seltsame Art passieren, um ein so spezielles Spektrum zu erzeugen", meinte Barbary gegenüber "New Scientist" Online. Auch diese Möglichkeit schätzt er als eher unwahrscheinlich ein.

Das Team wird dieselbe Region im All jedenfalls weiterhin beobachten. "Es ist durchaus möglich, dass es einen Zyklus gibt und das Objekt wieder auftaucht", sagte Barbary, "und selbst wenn es das nicht tut, wäre es gut zu wissen."

Sebastian Schrottenbach, science.ORF.at, 17.9.08
->   Physics Department - University of California Berkely
->   Sloan Digital Sky Survey
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01.01.2010