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Gentrick schaltet allzu gefräßige Fresszellen aus  
  Mit einer Kombination aus Nano- und Gen-Technik sollen Gefäßerkrankungen verhindert oder wenigstens gemildert werden. Den sogenannten Fresszellen im Blut wird dazu gleichsam der Appetit auf Cholesterin genommen.  
Erste Experimente mit Mäusen seien vielversprechend verlaufen, Hinweise auf Nebenwirkungen gebe es bisher nicht, erklärte Kristina Duwensee vom Gentherapie-Labor der Medizinischen Universität Innsbruck gegenüber der APA.
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Verstopfte Blutgefäße als Gefahr
Verstopfte Blutgefäße - der Fachausdruck lautet: Arteriosklerose oder auch Atherosklerose - können unter anderem zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen. Millionen Menschen leiden unter den Folgen von Arteriosklerose, jährlich sterben mehr daran als an Autounfällen und Krebs zusammen, berichtete Duwensee.
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Fresszellen auf der Suche nach Cholesterin
Ein Mechanismus, der zur Verengung der Gefäße führt, ist der allzu große Appetit sogenannter Fresszellen im Blut. Diese Fresszellen stürzen sich sowohl auf eingedrungene Bakterien als auch auf im Blut schwimmendes Cholesterin.

"Durch das aufgenommene Cholesterin verändern sich die Zellen, bleiben in den Arterienwänden hängen und platzen schließlich auf", erklärte die Wissenschaftlerin. Problematisch wird es, wenn aus Gründen des Lebenswandels oder des Alters - seltener wegen genetischer Varianten - stets zu viel Cholesterin im Blut zirkuliert.
Nanopartikel schleusen Gen ein
Um den Appetit der Fresszellen zu zügeln, entwickelte Duwensee Nanopartikel, die ein bestimmtes Gen in die Zellen schleusen. Dadurch wird überflüssiges Cholesterin wieder aus den Fresszellen entfernt und über Leber und Galle ausgeschieden.

Die Nanopartikel bestehen aus drei Komponenten. Am wichtigsten ist die Erbsubstanz (DNA), auf der sich das Gen befindet. Zweiter Bestandteil ist eine Art Füllmaterial, das sich um die DNA legt und diese im Blut vor dem Abbau schützt. Außerdem enthalten die Nanopartikel ein Eiweiß, das direkt an Fresszellen bindet. Es ist sozusagen das Etikett mit der richtigen Adresse und sorgt dafür, dass die Nanopartikel in die Fresszellen gelangen.
Versuche in Zellkulturen und an Mäusen
Diese kleinen Päckchen werden ins Blut gespritzt und schwimmen direkt zu den verkalkten Bereichen in den Arterien, wo sie an die Fresszellen binden. "Die Versuche in Zellkultur sind vielversprechend, dasselbe gilt für die ersten Experimente mit Mäusen", so die Wissenschaftlerin.

[science.ORF.at/APA, 23.9.08]
 
 
 
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01.01.2010