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Studie: Langsame Pflanzen leben länger  
  Pflanzen, die nicht so schnell wachsen, bleiben länger frisch. Verantwortlich dafür sind kleine Genabschnitte, die sogenannten Mikro-RNAs. Diese koordinieren das Zusammenspiel von Blattwachstum und Alterungsprozess.  
Eine Expertengruppe um Detlef Weigel von der Universität Tübingen hat die Zusammenhänge von Wachstumsvorgängen und Alterserscheinungen am Beispiel der Ackerschmalwand molekularbiologisch untersucht.
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Der Artikel "Control of Jasmonate Biosynthesis and Senescence by miR319 Targets" ist im Journal "Plos Biology" erschienen (DOI: 10.1371/journal.pbio.0060230).
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Schalter reguliert Erbgutabschnitte
Mikro-RNAs haben einen entscheidenden Anteil an Wachstum und Alterung, wie die Forscher herausfanden. Sie bestehen aus kurzen, einsträngigen Genabschnitten und können andere Gene regulieren.

In den untersuchten Pflanzen hemmen Mikro-RNAs vor allem sogenannte Transkriptionsfaktoren. Diese Faktoren wirken wie ein regulierender Schalter, indem sie sich an bestimmte DNA-Bereiche binden und diese aktivieren oder blockieren.
Proteinschwankungen verändern Stoffwechsel
Die Transkriptionsfaktoren können über ihre Schalterfunktion die Proteinbildung steigern oder verringern. Da die Menge der produzierten Eiweiße den Stoffwechsel beeinflusst, verändert sich die Pflanze bei einem dauerhaften Ungleichgewicht sichtbar.

Durch eine Kombination von biochemischen und genetischen Analysen haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass die Transkriptionsfaktoren auch jene Gene regulieren, die für die Bildung des Pflanzenhormons Jasmonsäure wichtig sind.
Ziel: Pflanzen mit optimalen Eigenschaften
Bild: EPA
Dieser Mini-Bonsai ist schon zwei Jahre alt. Er hat die Langsamkeit des Wachsens perfektioniert.
Jasmonsäure ist entscheidend an der Regulierung des Wachstums und der Alterung von Blättern und Wurzeln beteiligt. Je mehr davon vorhanden ist, desto schneller altert eine Pflanze. Es zeigte sich, dass Pflanzen mit mehr Mikro-RNAs weniger Transkriptionsfaktoren bildeten und somit auch geringere Mengen Jasmonsäure herstellten. Deshalb hatten sie eine längere Wachstumsphase und alterten langsamer.

"Unsere Studien zeigen, dass die von der mikro-RNA regulierten Transkriptionsfaktoren das Wachstum der Pflanzen negativ beeinflussen, während sie gleichzeitig zu vorzeitiger Alterung führen", teilte der Biologe Detlef Weigel in einer Presseaussendung mit. "Erst wenn wir diese Prozesse besser verstehen, können wir Pflanzen züchten, die besonders gewünschte Eigenschaften aufweisen", so Weigel.

Nina Wolf, science.ORF.at, 24.9.08
->   Forschungsprojekte Detlef Weigel
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01.01.2010