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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Welterschöpfungstag: Alle Ressourcen verbraucht  
  Ab 23. September lebt die Menschheit laut Umweltorganisationen auf Kosten der Zukunft. Denn rechnerisch sind mit diesem Tag die Ressourcen verbraucht, die die Erde 2008 hergeben kann.  
Verschwenderischer Mensch
Würde die Erde ein Haushaltsbuch führen, dann wären ab heute für den Rest des Jahres die Einträge mit einem Minus versehen. Auf der Habenseite stehen Wiesen, Wälder, Wasser. Auf der anderen Seite steht der Mensch und wie verschwenderisch er die Natur nutzt.

Der 23. September gilt symbolisch als jener Tag im Jahr 2008, an dem sich die Rechnung nicht mehr ausgeht, an dem alle Ressourcen für 2008 (im übertragenen Sinn) verbraucht sind; sich nicht mehr erholen, nicht mehr nachwachsen können. Denn wie viel wir Autofahren, wie oft wir Fleisch essen, wie schlecht die Wohnung isoliert ist - das alles verbraucht Rohstoffe.
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Prinzip "Ökologischer Fußabdruck"
Hinter der Rechnung steckt das Prinzip des "ökologischen Fußabdrucks" - also die Idee, dass jede und jeder auf dem Planeten einen Fußabdruck im übertragenen Sinn hinterlässt: Je nachdem wie stark wir unsere Umwelt beanspruchen, fällt dieser "ökologische Fußabdruck" groß bis riesenhaft aus. In Österreich steht die "Plattform Footprint" für diesen Gedanken ein; gegründet von Wolfgang Pekny, einem Greenpeace-Mitarbeiter der ersten Stunden.
->   Zur "Plattform Footprint"
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Jahr für Jahr gieriger
Nach dem Konzept des ökologischen Fußabdrucks kommt die Menschheit schon seit 1987 nicht mehr mit dem aus, was der Planet pro Jahr bereit stellen kann. Der sogenannte "Welterschöpfungstag" oder "Welttag der Ökoschulden" rückt seither im Kalender jedes Jahr ein wenig nach vorne: 2006 war es der 9. Oktober; 2007 der 6. Oktober und 2008 der 23. September.

Der Raubbau an der Natur und die Übernutzung der Erde, tragen laut Umweltorganisationen zum Klimawandel bei, zum Artensterben, zum Kollaps der Fischbestände und zum Hunger in armen Staaten.
Auf großem Fuß
Alle Rohstoffe, die wir für Essen, Wohnen, Reisen verbrauchen, benötigen Platz zum Nachwachsen. Diesen Flächenbedarf macht der "ökologische Fußabdruck" deutlich.

Laut diesem international gängigen Rechenmodell stünden jedem Menschen auf der Erde 1,8 Hektar zur Verfügung. Doch die ÖsterreicherInnen (und nicht nur die) leben auf großem Fuß und beanspruchen durchschnittlich 4,9 Hektar, also fast drei Mal so viel.
Drei bis fünf Planeten wären nötig
Im internationalen Vergleich von 150 Ländern liegt Österreich auf dem 19. Platz. Die meisten Ressourcen verbrauchen die Menschen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, gefolgt von den USA. Am Ende der Liste liegen Länder wie Afghanistan und Somalia.

Würden alle Menschen so leben wie wir in Europa, bräuchten wir fast drei Planeten; und würden alle so leben wie in den USA, dann bräuchten wir sogar fünf Planeten, meint zum Beispiel Mathis Wackernagel; der gebürtige Schweizer hat vor Jahren das Konzept des "ökologischen Fußabdrucks" entwickelt und verbreitet die Idee mittlerweile weltweit über das "Global Footprint Network".
->   Global Footprint Network
Noch geht's gut
Den Rechnungen von Umweltorganisationen zufolge verbrauchen wir mehr Rohstoffe als es gibt. Doch offenbar geht sich die Rechnung dennoch auch - zumindest für Menschen in Industriestaaten; alles nur ein Trugschluss?

Dazu meint der Umweltaktivist Wolfgang Pekny im Ö1-Mittagsjournal: "Es schaut nur so aus, als ob es sich ausgeht. Jeder kann aus einem Stück Wald in einem Jahr mehr heraushacken als nachwachst oder aus einem Teich mehr Fische fangen als in dem Jahr nachkommen ¿ es fällt am Anfang nicht auf."
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Der persönliche Fußabdruck
Wie die persönliche Lebensstil-Nachhaltigkeits-Bilanz ausfällt, kann man auf der ORF-Internet-Seite fußabdruck.ORF.at nachrechnen. Antworten auf 35 Fragen ergeben den individuellen Umwelt-Fußabdruck - und zugleich Tipps für einen umweltverträglicheren Lebensstil.
->   Zu fußabdruck.ORF.at
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Wohlfühlen auf Kosten anderer
Müssen wir bald zwangsläufig in kleinere Schuhe schlüpfen? Dazu Wolfgang Pekny: "Wir müssen unseren Bedarf, unseren Anspruch an den Planten herunterschrauben. Das heißt nicht, dass wir weniger zufrieden sein können. Im Gegenteil! Wir dürfen nur nicht so viel Müll, so viele Abgase erzeugen. Außerdem: Nicht nur wir in Österreich, sondern als Menschheit insgesamt verbrauchen wir schon 1,4 Planten!"

Wir leben also auf Kosten anderer, meint Pekny im Ö1-Journal. Doch diese Menschen kennen wir meist nicht persönlich ¿ leben sie doch beispielsweise in Darfur, in Bangladesh, in Südamerika. "Wir wissen aber, dass die Erde nicht wachsen wird. Und alles, was die einen mehr brauchen, nehmen sie den anderen weg. Jeder Quadratmeter, den ich mehr brauche, für einen Flug oder ein großes Steak, der fehlt jemandem anderen auf der Welt."

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 23.9.08
->   Das Interview mit Wolfgang Pekny in oe1.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010