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Tropen: Klimawandel reduziert massiv Artenvielfalt  
  Der Klimawandel wird die Artenvielfalt in den tropischen Tieflandwäldern stark ausdünnen. Etwa die Hälfte der Tier- und Pflanzenarten ist vom Aussterben bedroht, wenn die Temperatur um 3,2 Grad Celsius steigt.  
Diese Arten hätten, sofern diese Schätzung des Weltklimarats IPCC zutrifft und es tatsächlich so deutlich wärmer wird, nur die Chance, in höher gelegene und damit kühlere Gebiete abzuwandern.

"Das hat fundamentale Konsequenzen für das Ökosystem, die sich heute noch nicht abschätzen lassen", sagte der beteiligte Zoologe Gunnar Brehm von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Denn es gebe keine an höhere Temperaturen angepassten Arten, die in die wärmeren Gebiete nachwandern könnten.
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Die Studie "Global Warming, Elevational Range Shifts, and Lowland Biotic Attrition in the Wet Tropics" ist am 9. Oktober 2008 in "Science" erschienen (Band 322, S. 258-261, DOI: 10.1126/science.1162547).
->   Zur Studie
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1.902 Insekten- und Pflanzenarten
 
Bild: Gunnar Brehm

Die Gruppe um den US-Amerikaner Robert K. Colwell von der University of Connecticut hat in Feldarbeiten in den Regenwäldern Costa Ricas Daten zu 1.902 Insekten- und Pflanzenarten gesammelt.

Untersucht wurden Schmetterlinge, Ameisen, bestimmte Tropenpflanzen (Rubiaceae), zu deren Familie auch der Kaffee zählt, und auf Bäumen wachsende Pflanzen (Epiphyten). Dabei wurde ihre Verbreitung vom Tiefland bis in 2.800 Meter Höhe untersucht.

Der Zoologe Gunnar Brehm beim Motten-Fangen.
In höhere Regionen oder Aussterben
"Die Geschwindigkeit des Klimawandels ist so hoch, dass sich die Organismen wahrscheinlich nicht anpassen können", erklärte Brehm. Anders als etwa in Europa könnten sie kaum nach Norden oder Süden ausweichen, da über Hunderte Kilometer hinweg annähernd gleiche Temperaturbedingungen herrschten.

Daher bleibe ihnen einzig die Möglichkeit, in höhere Regionen abzuwandern. Sollten sie dies nicht schaffen, seien sie gänzlich vom Aussterben bedroht. So müssten sie innerhalb von 100 Jahren rund 600 Höhenmeter überwinden.
Problematische Abholzung
 
Bild: John Longino

Problematisch seien jedoch die Umweltzerstörungen der vergangenen Jahre. So seien viele Berge, die den Tieren und Pflanzen künftig als Zuflucht dienen könnten, stark abgeholzt worden.

"Man muss die Bergflanken stärker als Korridore schützen", forderte Brehm. Zudem dürften sich insgesamt die Gebiete, in denen diese Arten vorkommen, deutlich verkleinern.

Bild oben: Die Ameise Lenomymex colwelli, die auf einer Höhe von 1.100 Metern in Costa Rica eingesammelt wurde, zählt auch zu den potenziellen "Opfern" des Klimawandels.
Auf andere tropische Regionen übertragbar
Nach Angaben des Zoologen sind die Daten über den Einfluss des Klimawandels auf bestimmte Tier- und Pflanzenarten in den Tropen bisher sehr dünn.

Er gehe aber davon aus, dass die Erkenntnisse der Studie auch auf andere tropische Regionen übertragbar seien.

[science.ORF.at/APA/dpa, 10.10.08]
->   Robert K. Colwell
->   Gunnar Brehm
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01.01.2010