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Bilder sehen im 21. Jahrhundert
Konferenz der Donau-Universität Krems
 
  Dank Internet und Plattformen wie YouTube oder Flickr kann heute nahezu jeder Filme und Bilder einer großen Öffentlichkeit präsentieren. Nie zuvor hat sich die Welt der Bilder und die Methoden, Bilder zu erzeugen, so nachhaltig verändert wie in jüngster Zeit, meint der Medienkunsthistoriker Oliver Grau. Wie nötig das Verständnis der neuen Bildwelten ist, legt er in einem Gastbeitrag dar. Anlass ist eine Konferenz der Donau-Universität Krems, bei der sich ab Donnerstag internationale Experten aus Wissenschaft und Kunst treffen.  
Bildwissenschaften heute
Von Oliver Grau

Waren Bilder früher Ausnahmeerscheinungen, sind wir im Zeitalter von Kino, Fernsehen und Internet von Bildern gleichsam umsponnen. Unser Verhältnis zum Bild ist in eine globale Revolution eingetreten. Die wechselhafte Bildgeschichte von Innovation bis zum Bildverbot erreicht im 21. Jahrhundert neue globale Verflechtung.

Schlagwörter wie Flickr, Google Earth, Second Life, Virtual Reality, YouTube oder Micromovies stehen für eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, individuell Bildmaterial zu produzieren, projizieren und zu publizieren.

Diese Veränderungen treffen unsere Gesellschaften weitgehend unvorbereitet und es wird erkannt, dass wir ohne weiteren Ausbau neuer Formen der Visualisierung, ihrer Reflexion und Kritik, die Wissensexplosion unserer Zeit nicht verarbeiten können.
Einblicke in neueste Bildwelten
In diesem Zusammenhang drängen sich neue Fragestellungen auf: Welche Inspirationen erfahren aktuelle Bildwelten aus der Kunst? Welchen Einfluss hat das Medium auf den ikonischen Charakter der Abbildung? Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich für Bildvermittler und Museen durch die "Liquidität" des Bildes?
Bildwissenschaften international
Medienvernetzung und Medienintegration kreieren neue Märkte, schaffen neue Berufsfelder, verändern alle relevanten Bereiche unserer Kultur und mit ihr die Prozesse gesellschaftlicher Wahrnehmung sowie unser Verhältnis zu Welt und Wirklichkeit.

Wesentlich ist die Bestandsaufnahme, Klassifizierung und Historisierung der neuesten Bildwelten im modernen Leben, Kunst, Entertainment und Wissenschaft.
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Die internationale Konferenz "Blick im 21. Jahrhundert" findet vom 16. bis 18. Oktober 2008 im Stift Göttweig statt.
->   Anmeldung und Infos
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Entwicklung der Bildwissenschaften
 
Bild: Christa Sommerer, Laurent Mignonneau und Roberto Lopez-Gulliver

The living web: (c) Christa Sommerer, Laurent Mignonneau und Roberto Lopez-Gulliver

Bildwissenschaft kommt zunächst aus der Kunstgeschichte, überschreitet gezielt die Grenzen "künstlerischer Bilder" und hat in den letzten Jahren einen fruchtbaren Mix an Interdisziplinarität hinzugewonnen, der auch in der Konferenz sichtbar ist.

In dieser Hinsicht referiert sie auf Aby Warburgs frühen bild- und kulturwissenschaftlichen Ansatz, Erwin Panofsky¿s "new iconology", oder Studien zur Visualität von Jonathan Crary.

Mittlerweile ist kaum eine Disziplin nicht mit bildwissenschaftlichen Fragen befasst.
Neue Instrumente für Wissenschaft und Kunst
Bildwissenschaften zielen insbesondere auf die Entwicklung neuer Arbeitsinstrumente, welche die Komplexität der neuen Bildwelten erfassen. Prototyp eines zeitgemäßen Arbeitsinstruments der Bildwissenschaft ist die Datenbank für virtuelle Kunst, Pionierprojekt und heute umfassendstes Archiv digitaler Kunst.

Fast alle wichtigen Vertreter der Medienkunst sind Mitglieder, welche ihre Archivalien per Webinterface "hochladen", zudem sind 280 WissenschaftlerInnen aus aller Welt an der kollektiven Erschließung beteiligt. Passive Archivierung wird zu aktivem Informationstransfer.

Mit der Datenbank der Graphischen Sammlung des Stifts Göttweig gelang es im letzten Winter, der Fachwelt ein neues wissenschaftliches Instrument zu übergeben.

Das Internetangebot des Departments für Bildwissenschaften macht ausgewählte, repräsentative Blätter unterschiedlicher Stecher, Genres und graphischer Techniken verfügbar und eröffnet damit auch neue Forschungsperspektiven.

[16.10.08]
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Über den Autor
Prof. Dr. Oliver Grau ist Leiter des Departments für Bildwissenschaften an der Donau-Universität Krems.
->   Oliver Grau, Donau-Uni Krems
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->   Aby Warburg (Wikipedia)
->   Erwin Panofsky (Wikipedia)
->   Jonathan Crary, University of Columbia
 
 
 
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01.01.2010