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Rekord: Pfuhlschnepfen fliegen neun Tage lang  
  Neun Tage Flug ohne Pause, Futter oder Schlaf - das schaffen nur Pfuhlschnepfen. Von keinem anderen Vogel sei eine vergleichbare Leistung bekannt, schreiben US-Wissenschaftler in einer aktuellen Studie.  
Die Vögel überwänden bei ihrem Flug über den Pazifik von Alaska nach Neuseeland eine Strecke von knapp 11.700 Kilometern, ohne zu fressen, zu trinken, eine Pause einzulegen oder zu schlafen, heißt es in den "Proceedings B" der britischen Royal Society (doi: 10.1098/rspb.2008.1142).
Sibirischer Brachvogel entthront
Dies zeigten die Daten von Minisendern, mit denen einige Tiere ausgestattet wurden. Bisheriger Rekordhalter im Langstreckenflug sei der sibirische Brachvogel (Numenius madagascariensis), der die Pazifiküberquerung zwischen Australien und China in drei bis fünf Flugtagen meistert und dabei etwa 6.500 Kilometer zurücklegt.
Rekord: 11.700 Kilometer
Robert Gill Jr. vom USGS Alaska Science Center (Anchorage/Alaska) und seine Mitarbeiter hatten 23 Pfuhlschnepfen (Limosa lapponica baueri) einen Minisender implantiert oder auf den Rücken geschnallt. Für neun Tiere wurde nachgewiesen, dass sie trotz der Zusatzlast ihr Ziel erreichten. Ihre Flugstrecke betrug zwischen 7.000 und knapp 11.700 Kilometern, die Vögel waren zwischen fünf und neun Tagen unterwegs. Das Schicksal der anderen Tiere konnten die Forscher nicht verfolgen, da die Sender aus- oder abgefallen waren.
Wozu die Tortur?
Die Daten werfen den Forschern zufolge die Frage auf, warum die Vögel sich eine solche Tortur zumuten - statt mit mehreren Zwischenstopps entlang der Küste Asiens gen Süden zu fliegen. Mit der direkten Flugroute sparten die Vögel wahrscheinlich Zeit und Energie, schreiben die Wissenschaftler.

Entlang der Küste sei die Strecke einige tausend Kilometer länger, das Landen für eine Rast und der anschließende Start koste jeweils zusätzlich Energie. Zwischenstopps zum Auffüllen der Reserven müssten mindestens einige Tage dauern, eventuell sogar mehrere Wochen. In dieser Zeit seien die Vögel Gefahren ausgesetzt, die sie beim Direktflug meiden - Raubvögeln etwa oder auch Krankheitserregern.
Kosten-Nutzen-Optimierung
Ein Großteil der Pfuhlschnepfen beginnt seinen Trans-Pazifik-Flug im Yukon-Kuskokwim-Delta im Westen Alaskas, einem der größten Flussdeltas der Erde. Dort sei das Nahrungsangebot sehr reichhaltig, Feinde hingegen rar, schreiben die Forscher weiter. Es sei damit ein optimaler Ort, um Energie für den Dauerflug zu bunkern.

Um mit ihren Vorräten möglichst effizient zu haushalten, nutzten die Tiere günstige Winde für ihren Flug nach Süden. Wie sich mögliche Wetteränderungen infolge des Klimawandels auf den Vogelzug auswirkten, sei noch nicht abzusehen.

[science.ORF.at/dpa, 22.10.08]
 
 
 
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01.01.2010