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Forscher löschen Angst aus Mäusehirn  
  US-Forscher können unangenehme Erinnerungen aus dem Gedächtnis von Versuchstieren löschen und wecken die Hoffnung, dass Ähnliches auch beim Menschen möglich werden könnte.  
"Gezieltes Löschen von Gedächtnisinhalten gehört nicht länger ins Reich der Science-Fiction" - mit diesen Worten preisen die Forscher um Joe Tsien vom Medical College of Georgia ihre Studie nun in einer Aussendung an.
Ansatzpunk für zukünftige Angstherapie
Die an Mäusen erprobte neue Technik könne womöglich eines Tages auch auf das menschliche Gehirn angewendet werden, um dort böse Erlebnisse oder tiefsitzende Ängste auszulöschen während alle übrigen Erinnerungen erhalten blieben, schreiben die Wissenschaftler im Magazin "Neuron" (60, 353). Allerdings seien die Forschungen noch in einem sehr frühen Stadium.
Selektiv eliminiert
Die Forscher machen sich die Erkenntnis zunutze, dass das Gedächtnis sich in vier verschiedene Stufen aufteilen lässt: Aneignen, Festigen, Speichern und Abrufen. Tsien und seine Mitarbeiter manipulierten bei genveränderten Mäusen die körpereigene Herstellung des Proteins Alpha-CaMKII, das eine entscheidende Rolle beim Zusammenspiel der Hirnzellen spielt und damit wichtig für das Gedächtnis ist:

Mit Hilfe des von den Labormäusen in besonders großer Menge ausgeschütteten Proteins ließen sich Informationen etwa aus dem Kurz- und Langzeit-"Angst-Gedächtnis" löschen, während sie abgerufen würden - während andere Erinnerungen im Mäusehirn keinen Schaden nähmen, erklärten die Forscher.
"Am Fuße eines sehr hohen Berges"
"Die Ergebnisse zeigen eine erfolgreiche genetische Methode, um schnell und spezifisch bestimmte Erinnerungen auszulöschen, etwa jene an alte und neue Ängste - und zwar, ohne die Hirnzellen zu schädigen", erläuterten die Forscher. Tsien zufolge könnte diese Methode eines Tages beispielsweise bei Kriegsveteranen angewendet werden, die nach ihrer Heimkehr unter traumatischen Erinnerungen zu leiden hätten.

Allerdings sei es noch viel zu früh, um auf ein Wundermittel zu hoffen: "Wir sind bisher kaum am Fuße eines sehr hohen Berges angekommen", erklärte Tsien.

[science.ORF.at/APA/AFP, 23.10.08]
->   Joe Tsien
->   CaMKs - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010