News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Greenpeace: 40 Prozent weniger Energieverbrauch mit heutiger Technik  
  Während es den Anschein hat, als könnte die Klimapolitik in Europa ein Opfer der Finanzkrise werden, hat die Umweltorganisation Greenpeace ein erstaunlich optimistisches Szenario erstellt. Schon mit der heute verfügbaren Technik könnte bis 2050 der weltweite Energieverbrauch um fast 40 Prozent sinken. Mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs stamme aus erneuerbaren Quellen. Heute sind dies weltweit nur 13 Prozent.  
Voraussetzung ist dafür laut der Studie aber, dass bis 2030 weltweit ein Betrag von knapp 15 Billionen Dollar in erneuerbare Energieträger investiert wird. Das mache jährlich weniger als ein Prozent der globalen Wirtschaftsleistung aus. Die Kosten würden durch die in Zukunft sinkenden Ausgaben für fossile Energieträger wieder hereinkommen.
...
Schwerpunkt Energiegesellschaft
Die Initiative Risiko:dialog von Radio Österreich 1 und dem Umweltbundesamt widmet sich derzeit dem Thema Ressourcen. Bis März 2009 gibt es dazu den Dialogschwerpunkt Energiegesellschaft. Im Frühjahr 2009 wird dazu eine BürgerInnenkonferenz stattfinden. Im Zuge des Schwerpunkts werden auf science.ORF.at zirka alle zwei Wochen Beiträge zum Thema Energie erscheinen.
->   Initiative Risiko:dialog
...
Autofahren mit Strom aus Windrädern
Das Szenario setzt vor allem auf die Umsetzung bereits heute möglicher technischer Maßnahmen. So sollen etwa technische Normen für den Verbrauch von elektrischen Geräten vorgegeben werden. Die gemeinsame Erzeugung von Energie und Wärme in Kraftwerken soll forciert werden. Dadurch ließe sich mehr Energie aus den eingesetzten Energieträgern herausholen.

Fahrzeugantriebe sollen effizienter werden und ein Großteil der Autos soll mit Strom betrieben werden, der zum Beispiel aus Windkraftwerken vor den Küsten kommen könnte. Darüber hinaus soll der öffentliche Verkehr ausgebaut und der Gütertransport von der Straße auf die Schiene verlagert werden.

Bei den Gebäuden setzten die Autoren der Studie auf die Renovierung alter Häuser, photovoltaische Fassaden, mit denen Strom erzeugt wird, und Sonnenkollektoren zur Warmwasserproduktion.
Neue Kraftwerke
Der Bericht geht davon aus, dass bis 2020 ein Drittel der bestehenden Kohlekraftwerke stillgelegt wird. Bis zum weitreichenden Umstieg auf erneuerbare Energieträger solle Erdgas als Übergangsbrennstoff eingesetzt werden. Laut der Studie würden viele Kraftwerke in den Industriestaaten in den nächsten Jahrzehnten ihr Lebensende erreichen und außer Betrieb genommen werden. In welche Kraftwerke dann investiert wird, entscheide über die CO2-Emissionen der nächsten Jahrzehnte.

Sämtliche Maßnahmen könnten laut dem Bericht dazu führen, dass die globalen CO2-Emissionen ab dem Jahr 2015 beständig abnehmen. Der Anteil der OECD-Staaten daran würde von derzeit über 50 Prozent auf 38 Prozent im Jahr 2050 sinken. Der Anteil Chinas und Indiens an den Emissionen würde dafür zunehmen.
...
Science Event
Am 28. Oktober 2008 findet ab 16 Uhr im Rahmen der Initiative Risiko:dialog im RadioKulturhaus ein Science Event mit dem Titel "Risiko Energiegesellschaft" statt.
->   Infos zur Veranstaltung
...
Markt erneuerbarer Energien
Der Bericht betont die wachsende wirtschaftliche Bedeutung der Techniken zu Gewinnung erneuerbarer Energien. Durch sie sollen auch neue Arbeitsplätze entstehen. Das angenommene Wirtschaftswachstum soll durch den breiteren Einsatz effizienter Techniken erreicht werden. So soll wirtschaftliche Entwicklung mit einer Reduktion der CO2-Emissionen einhergehen und die globalen Temperaturen nur gering ansteigen.
Viele Annahmen
Die Berechnungen basieren jedoch auf einer Reihe von Annahmen. Neben den erwähnten technischen Veränderungen und geplanten Investitionen geht der Bericht davon aus, dass fossile Energieträger deutlich teurer werden. Im Jahr 2050 soll Erdöl demnach 40 Prozent mehr kosten als 2005, Kohle doppelt so viel und Erdgas viermal so viel. Zudem nehmen die Autoren der Studie an, dass sich der Preis, der für eine Tonne freigesetztes CO2 gezahlt werden muss, deutlich steigt.

Der Anteil der Kernenergie soll laut der Studie in den nächsten Jahrzehnten deutlich zurückgehen. Im Jahr 2050 soll, so der Wunsch von Greenpeace, kein Strom mehr aus Atomkraftwerken stammen. Ebenfalls keine Rolle spielen sollen dann Kohlekraftwerke, deren CO2-Emissionen unter die Erde gepumpt werden. Diese würden laut der Studie das Problem nur verlagern. In der Zukunftsvision enthalten sind jedoch große Wasserkraftwerke. Die Studie enthält auch einen Ausblick bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Dann könnte fast die gesamte Energie der Menschheit aus erneuerbaren Quellen stammen.

Greenpeace hat die Studie gemeinsam mit dem European Renewable Energy Council in Auftrag gegeben, durchgeführt wurde sie vom Institut für Technische Thermodynamik am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und vom Institut Ecofys.

[science.ORF.at, 28.10.08]
->   Die Greenpeace-Studie
->   European Renewable Energy Council
->   Institut für Technische Thermodynamik
->   Ecofys
->   Alle Beiträge zum Schwerpunkt Energiegesellschaft
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Eisfreie Arktis bis 2040 "realistisch"
->   Klimawandel: Plus vier Grad bis 2100
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010