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Tennis: Ball wird häufiger falsch "out" gesehen  
  Kommt der Ball in einem Tennismatch auf der Linie auf, wird er vom Linienrichter häufiger falsch "out" als "in" gesehen. Diese Fehleinschätzung ist laut Studie auf eine "Überbrückungshilfe" des Gehirns zurückzuführen.  
83 falsche Linienrichter-Entscheidungen
Die Forscher der Universität Kalifornien in Davis unter der Leitung von David Whitney haben 4.000 Wimbledon-Aufnahmen hinsichtlich Fehlentscheidungen analysiert. Insgesamt fällten die Linienrichter 83 Mal ein falsches Urteil: 70 Mal meinten sie, dass der Ball im "Out" sei, obwohl er auf der Linie gelandet ist.

Nur 13 Mal entschieden sie auf "In", obwohl der Ball außerhalb aufgeprallt ist, schreiben die Wissenschaftler in "Current Biology" (Band 18, Heft 20, doi:10.1016/j.cub.2008.08.021).
Gehirn überbrückt Lücke - mit falschem Bild
Offensichtlich gebe es eine Verzerrung zugunsten falscher "Out"-Entscheidungen, heißt es in der Studie. Den Grund glauben die Forscher in der Bildverarbeitung durch das Gehirn gefunden zu haben: Wenn wir einen Ball beobachten, ergibt sich eine wenige Millisekunden lange Verzögerung zwischen dem tatsächlichen Aufprall und der Weiterleitung des visuellen Signals über die Netzhaut in das Gehirn.

Das Gehirn überbrückt diesen kurzen Moment durch eine "Illusion": Es verlängert die Bewegung des Flugobjekts ein bisschen über das tatsächliche Ausmaß hinaus. In den Augen der Linienrichter fliegt der Ball also ein Stück weiter, als er es tatsächlich tat - und scheint im "Out", obwohl er, wie Videoaufzeichnungen belegen, noch auf der Linie war.
Gegen "Out"-Entscheidungen berufen
Laut den Forschern gibt es nur zwei Möglichkeiten, dieser selbstgestellten "Falle" des Gehirns zu entgehen: Alle knappen Bälle werden per Aufzeichnung beurteilt, oder die Linien bekommen eine weiche Oberfläche, wodurch man den Abdruck eines aufprallenden Ball sehen kann.

Bis es soweit ist, raten die Wissenschaftler allen professionellen Tennisspielern, im Zweifelsfall gegen eine knappe "Out"-Entscheidung zu berufen. Die Chancen, dass sie Recht bekommen, stehen - siehe Studie - gut.

[science.ORF.at, 28.10.08]
->   David Whitney's Vision and Action Lab
 
 
 
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01.01.2010