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T-Rex, Jäger der Nacht  
  Tyrannosaurus rex, der König unter den fleischfressenden Dinosauriern, verließ sich beim Jagen vor allem auf seine Nase. Vermutlich deswegen, weil er seiner Beute vorzugsweise in der Dunkelheit auflauerte, wie eine Studie zeigt.  
Rekonstruktion mit Schädelknochen
Wie kann man die Lebensweise längst ausgestorbener Saurier rekonstruieren, wenn man bestenfalls versteinerte Knochen zur Verfügung hat? Darla Zelenitsky weiß es: Die Geologin von der University of Calgary hat gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen die Schädelknochen von knapp zwei Dutzend Sauriern per Computertomografie untersucht und die Abdrücke auf der Innenseite genauer unter die Lupe genommen.

Anhand dieser Abdrücke errechneten die Forscher die Größe des Riechkolbens im Saurierhirn. Das wäre an sich noch keine besonders aufschlussreiche Information, wenn man nicht aus Studien an Vögeln wüsste, dass die Beschaffenheit des Riechkolbens mit der Ökologie zusammenhängt.

Fleischfressende Vögel haben demnach ein größeres Riechzentrum als Allesfresser. Und unter den Fleischfressern sind wiederum jene mit einem besonders voluminösen Riechkolben ausgestattet, die sich bei der Jagd auf die Nase verlassen - beispielsweise Aasgeier, Kiwis, Albatrosse und andere Seevögel. Kleiner ist diese Region indes bei den Augenjägern, etwa bei Falken und Eulen.
T-Rex: Streuner oder Nachtjäger
Wie Zelenitsky nun in den "Proceedings of the Royal Society B"(doi: 10.1098/rspb.2008.1075) berichtet, dürfte es auch unter den Dinosauriern ähnliche Zusammenhänge geben. Zumindest zeigt ein systematischer Vergleich in der Gruppe der Theropoden (einer Gruppe zweibeiniger, meist fleischfressender Saurier), dass der prominente T-Rex seiner Beute mit einem besonders stattlichen Riechkolben nachstellte.

Im Prinzip kann man daraus zwei Szenarien ableiten: Entweder ging der Urzeiträuber bei Dunkelheit auf Nahrungssuche oder er durchforstete vergleichsweise riesige Gebiete nach Beute, wobei ein ausgeprägter Geruchssinn ebenfalls von Vorteil gewesen wäre.

"Ursprünglich hat man geglaubt, dass T-Rex ein Aasfresser war, auch wenn seine Nase durchaus auf andere Lebensstile hinweist, wie wir bei heute lebenden Tieren sehen. Große Riechkolben finden sich bei Vögeln und Säugetieren, die sich bei der Suche nach Fleisch auf den Geruch verlassen oder nachtaktiv sind oder sich in großen Territorien bewegen", erläutert Darla Zelenitsky.

"Der König der fleischfressenden Dinosaurier hat vermutlich seinen Geruchssinn dazu benutzt, um nachts zuzuschlagen oder große Areale nach seinem nächsten Opfer abzusuchen."
Vögel büßten Riechvermögen ein
In der Studie wurde auch ein anderer ausgesprochen prominenter Vertreter der Dinosaurier auf den Prüfstand geschickt: Urvogel Archäopteryx, von dem man weiß, dass er von kleinen, fleischfressenden Dinosauriern abstammt.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Geruchssinn der urtümlichen Vögel nicht schlechter war, als jener der fleischfressenden Saurier", sagt Francois Therrie, Co-Autor der Studie.

Archäopteryx roch nicht nur gut, er sah auch gut, wie die Rekonstruktion seines Gehirns nahe legt. Im Gegensatz dazu besitzen die Vögel der Gegenwart zwar noch immer ein ausgezeichnetes Sehvermögen, der Geruchssinn ist aber relativ schwach entwickelt. Das zeigt, dass das Riechen in der Evolution der Vögel schrittweise an Bedeutung verloren haben muss.

[science.ORF.at, 29.10.08]
->   Tyrannosaurus rex - Wikipedia
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01.01.2010