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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
China holt USA als größten Klimasünder ein  
  Erstmals hat die Regierung in Peking heute eingeräumt, dass China genauso viel Treibhausgase produziert wie die USA. 2005 lag der US-Wert bei knapp 1,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff.  
Vor den internationalen Verhandlungen über eine Begrenzung der Treibhausgase gab sich Peking aber kompromisslos. Die starke Abhängigkeit Chinas von Kohle werde eine Beschränkung "ziemlich schwierig" machen.

Mit seinem schnellen Wirtschaftswachstum wird Chinas Ausstoß von Kohlendioxid nach Einschätzung chinesischer Forscher weiter stark wachsen und sich bis 2030 sogar verdoppeln.
Verdoppelung erwartet
Bis 2020 dürfte sich der ausgestoßene Kohlenstoff auf 2,5 Milliarden Tonnen und bis 2030 sogar auf 3,1 Milliarden Tonnen erhöhen.

Je nach Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung könnten es noch mehr sein, steht in dem Bericht der Akademie der Wissenschaften, der unter Führung des Klimaforschers Wei Yiming geschrieben wurde.

Die Internationale Energieagentur (IEA) errechnete für China 2005 einen Ausstoß von 1,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, das mit dem Faktor 3,7 multipliziert die Kohlendioxid-Emissionen ergibt.
Reiche Industrienationen sind gefordert
Trotz dieses massiven Anstiegs forderte die Regierung, vor allem die reichen Industrienationen seien im Klimaschutz gefordert und müssten den Entwicklungsländern mit Geld und Technologie helfen.

Mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes müssten entwickelte Länder dafür aufwenden, forderte der Vizedirektor der Reform- und Entwicklungskommission, Xie Zhenhua, vor Journalisten. Am Vortag hatte ein Regierungsvertreter fast ein Prozent gefordert.
Strategie für kommende UN-Klimakonferenz
Wegen ihrer historischen Verantwortung für die angesammelten Treibhausgase in der Atmosphäre seien die Industrienationen "verpflichtet", die ärmeren Staaten mit Kooperation, finanziellen Mitteln und Technologietransfer zu unterstützen, heißt es in einem Weißbuch, das in Peking vorgestellt wurde.

Die Forderungen verdeutlichen die Strategie, mit der China in die UN-Klimakonferenz in Posen in Polen vom 1. bis 12. Dezember gehen will.

Neue Mechanismen zur Verbreitung umweltfreundlicher Technologien will Regierungschef Wen Jiabao schon am 7. November auf einer Konferenz mit UN-Vertretern in Peking vorstellen.
Bei Pro-Kopf-Vergleich USA weiter führend
"Nach unseren Daten haben die gegenwärtigen Emissionen Chinas etwa das gleiche Ausmaß wie die der USA erreicht", räumte Xie Zhenhua vor Journalisten ein, spielte die Bedeutung aber herunter.

Mit seinen 1,32 Milliarden Menschen lägen die Pro-Kopf-Emissionen in China im Vergleich zu den USA nur bei einem Fünftel. Auch seien 20 Prozent der chinesischen Emissionen das Ergebnis der Produktion von Waren für den Export in entwickelte Staaten.

Ausländische Experten hatten bereits zuvor errechnet, dass China die USA eingeholt oder sogar überholt habe, doch hatte die chinesische Regierung die Angaben bislang nicht bestätigt.

Von Andreas Landwehr, dpa, 30.10.08
->   Weißbuch "China's Policies and Actions for Addressing Climate Change"
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Treibhausgase
 
 
 
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01.01.2010