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Phönizier verewigten sich im Erbgut der Südländer  
  Die Spuren der Phönizier lassen sich bis heute finden: nicht nur kulturhistorisch in Form des Alphabets und einer Vorliebe für die Farbe Purpur, sondern auch im Erbgut. Einer von 17 Männern weist eine Eigenheit in seinem Genom auf, die ihm laut US-Forschern direkt von den Phöniziern vermacht wurde.  
Durch die Analyse lassen sich historische Fakten nun auch genetisch untermauern, so das internationale Wissenschaftlerteam. Besonders häufig sei die "Phönizier-Variante" in Gegenden anzutreffen, die als wichtige Niederlassungen des erfolgreichen Handelsvolks galten.
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Die Studie "Identifying Genetic Traces of Historical Expansions: Phoenician Footprints in the Mediterranean" ist am 30. Oktober 2008 im Journal "American Journal of Human Genetics" erschienen (doi:10.1016/j.ajhg.2008.10.012).
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Schon Asterix traf auf Phönizier
Epidemais, der tüchtige Schifffahrtunternehmer, der Asterix und Obelix in mehreren Abenteuern über den Weg läuft, war trotz seiner comichaften Überzeichnung ein - sofern man den Historikern glauben darf - durchwegs zutreffendes Abbild der Phönizier: immer mit wertvollen Handelsgut an Bord unterwegs, kulturell gebildet und stets bereit, auch weite Strecken per Schiff zurückzulegen.
Handel mit Purpur und Holz
Das phönizische Reich, das sich ausgehend vom heutigen Libanon im Lauf des ersten Jahrtausends vor Christus über nahezu das gesamte Mittelmeer erstreckte, bezog seinen Reichtum aus dem erfolgreichen Handel mit Purpur und Holz.

Sie gründeten berühmte Stadtstaaten wie Karthago (im heutigen Tunesien gelegen) und kolonisierten die Mittelmeerküste bis hin nach Spanien (siehe Karte oben). Erst mit der Zerstörung Karthagos im Jahr 146 v. Chr. galt die Macht der Phönizier als endgültig gebrochen.
Genetische Spuren der Phönizier
Der Nachwelt haben die Phönizier aber dennoch viel weitergegeben - auch Unerwartetes, wie ein Forscherteam berichtet, das sich im Rahmen des "Genographic Project" der Suche nach genetischen Spuren alter Völker widmet.

Laut ihren Analysen trägt immerhin einer von 17 Männern, die rund um das Mittelmeer leben, genetische Spuren der Phönizier in sich.
Geschichte als "Richtschnur"
 
Bild: Pierre Zalloua und Rahib Hosri

Wie aber ließen sich diese Spuren eines Volkes, von dem keine DNA-Proben erhalten sind, lokalisieren? Die Forscher griffen zum "Umkehrschluss", wie sie in einer Aussendung schildern:

"Historische Fakten waren unsere 'Richtschnur': Wir wussten, wo die Phönizier sich niedergelassen haben und wo nicht, und baten aus beiden Regionen Männer um DNA-Proben. Im Vergleich sahen wir: Es gibt einige wenige Eigenheiten, die von allen Bewohnern ehemaliger Phönizier-Kolonien geteilt wurden."
"G" anstatt "T"
 
Bild: Chris Tyler-Smith

Der Unterschied zwischen dem "gemeinen" Y-Chromosom und jenem mit phönizischen Erbe wird in der Grafik sichtbar: Während die Mehrheit der Chromosomen ein "T" (Thymin) an einer bestimmten Position haben, weisen die "modernen Phönizier" ein "G" (Guanin) auf.

Mit dem erfolgreichen Beispiel der Phönizier in der Tasche, hoffen die Forscher, die Spuren auch anderer historischer Völker zu identifizieren - und damit vielfach lückenhafte Migrationsgeschichten vervollständigen zu können.

[science.ORF.at, 31.10.08]
->   Das "Genographic Project"
 
 
 
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01.01.2010