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Warum Fledermäuse von Blut leben können  
  Rechtzeitig zu Halloween haben US-Forscher untersucht, wie sich Fledermäuse angepasst haben, um vom Blut ihrer Opfer leben zu können. Im Zentrum steht dabei ein Gen für die Gerinnung des "Lebenssaftes".  
Den Plasminogen-Aktivator (PA) gibt es bei nahezu allen Säugetieren. Er produziert - auch beim Menschen - Proteine, die die Auflösung von Blutgerinnseln bewirken.
Speichel verhindert Blutgerinnung
Schon aus früheren Studien wusste man, dass bei Fledermäusen, die sich von Blut ernähren, der PA modifiziert ist. Im Unterschied zu Artverwandten, die von Früchten und Insekten leben, ist er auch im Speichel der Tiere zu finden. Dort sorgt er nach einem Biss dafür, dass das Blut des Opfers nicht gerinnt.

David Liberles, Genetiker von der Universität Wyoming in Laramie, berichtet nun im "New Scientist", dass er weitere Anpassungen feststellen konnte: Mit seinem Team untersuchte er drei "Vampir"-Arten: den Kammzahnvampir (Diphylla ecaudata), der nur Vögel als schmackhaft empfindet, den Weißflügelvampir (Diaemus youngi), der sowohl Vögel als auch Säugetiere anknabbert, und die Gemeine Vampirfledermaus (Desmodus rotundus), die sich als einzige nur von Säugetierblut ernährt.
Unterschiedliche Anpassungstrategien
Der Kammzahnvampir musste sich nur insofern an seine Beute anpassen, als er den Plasminogen-Aktivator seinem Speichel zusetzte - ansonsten unterscheidet er sich kaum von seinen Blut verschmähenden Verwandten. Die Fledermäuse hingegen, die Säugetiere beißen, weisen eine zusätzliche Mutation auf, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift "Naturwissenschaften" (DOI:10.1007/s00114-008-0446-0).

Die vom PA produzierten Proteine sind bei ihnen so verändert, dass sie von ihrem "natürlichen Feind", einem Gerinnungsfaktor, nicht erkannt werden. Außerdem verfügen sie über mehrere Kopien des PA-Gens, was ihre Bedeutung für die Tiere unterstreicht, so Liberles und Kollegen.
Messerscharfe Zähne, Kapillarsystem der Zunge
Generell weiß man wenig über die Entwicklung der Vampirfledermäuse, so der "New Scientist". Es mangle an Informationen zum Genom, um nachvollziehen zu können, wann und wie sich Besonderheiten wie etwa die messerscharfen Zähne entwickelt haben. Oder auch das Kapillarsystem der Zunge, durch das die Tiere das Blut aufnehmen, und nicht etwa durch Saugen oder Schlürfen.

[science.ORF.at, 31.10.08]
->   David Liberles
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->   Mehr über Fledermäuse im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010