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Massentierhaltung verringert Erbgutvielfalt  
  Die Massentierhaltung führt bei Hühnern weltweit zu einem Verlust ihrer genetischen Vielfalt. Das Erbgut der industriell produzierten Tiere ist höchstens halb so vielfältig wie das der ursprünglichen Artgenossen.  
Dies mache die Tiere anfälliger für Infektionskrankheiten und bedrohe somit auch die Geflügelwirtschaft als solche, berichtet ein internationales Forscherteam.

Die genetische Vielfalt sei zu retten, wenn man gezielt Tiere verschiedener Geflügelfarmen untereinander sowie industrielle Rassen mit ursprünglicheren kreuze.
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Die entsprechende Studie "Genome-wide assessment of worldwide chicken SNP genetic diversity indicates significant absence of rare alleles in commercial breeds" ist am 4.11.08 in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften erschienen (10.1073/pnas.0806569105).
->   Abstract der Studie
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2.500 Hühner verglichen
Die Wissenschaftler um Hans Cheng vom United States Department of Agriculture in East Lansing (US-Staat Michigan) hatten das Erbgut von insgesamt 2.580 Hühnern untersucht, 1.440 davon stammten von industriell betriebenen Hühnerfarmen.

Dann hatten sie die Variabilität an mehr als 2.500 relevanten Stellen im Erbgut verglichen (single nucleotide polymorphisms).

Wie die Forscher berichten haben die kommerziellen Hendln bis zu 90 Prozent ihrer Allele - also die Varianten der Gene - verloren.
Wenige Rassen bildeten Basis der Fleischproduktion
Eine der Hauptursachen für den Verlust der genetischen Vielfalt sei, dass mit dem Beginn der Massentierhaltung in den 1950er Jahren nur sehr wenige Hühnerrassen für die Fleisch- und Eierproduktion genutzt worden seien.

Diese Tiere wurden nach wenigen Merkmalen ausgewählt, etwa ihrer Größe, der Masse an Brustfleisch oder wie viele Eier sie legen.

Nahezu alle heute für die Fleischproduktion eingesetzten Hühner gingen auf nur drei verschiedene Rassen zurück, erläutert Bill Muir von der Purdue-Universität in West Lafayette (US-Staat Indiana), einer der beteiligten Forscher. Die Legehennen stammten sogar nur von einer speziellen Rasse ab.
Genetische Unterschiede werden immer geringer
 
Bild: Purdue Agricultural Communications file photo/Tom Campbell

Bill Muir und seine Untersuchungsgegenstände

Bei der weiteren Züchtung seien dann immer die Tiere ausgesucht worden, die den Anforderungen der industriellen Geflügelhaltung und den Wünschen der Verbraucher am besten gerecht wurden.

Tiere von unterschiedlichen Farmen wurden nicht miteinander gekreuzt, so dass die genetische Vielfalt immer weiter reduziert wurde und noch bis heute wird.
Kreuzung könnte Erbmaterial verbessern
Die Wissenschaftler um Cheng plädieren dafür, Tiere der großen Farmen mit nicht-industriellen Rassen zu kreuzen. Diese verfügten noch über die Merkmale, die den Industriehühnern im Laufe der Jahrzehnte verloren gegangen sind. Solche Rassen seien zum Beispiel in Entwicklungs- und Schwellenländern zu finden.

Angaben der Forscher zufolge werden weltweit jährlich 40 Milliarden Hühner "produziert" und zur Erzeugung von mehr als 60 Millionen Tonnen Fleisch und mehr als 55 Millionen Tonnen Eiern genutzt.

[science.ORF.at/dpa, 4.11.08]
->   United States Department of Agriculture
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01.01.2010