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Der Stammbaum der Bären vor der Fertigstellung  
  Woher kommen die Bären? Diese Frage könnte vor der Beantwortung stehen, nicht zuletzt dank der mitochondrialen DNA eines österreichischen Höhlenbären, der vor rund 44.000 Jahren lebte.  
Einig sind sich die Wissenschaftler in einem Übersichtsartikel der US-Wissenschaftszeitschrift "Science" darin, dass sich die Bären weltweit erst in relativ junger Vergangenheit in ihren verschiedenen Formen verbreitet haben.
->   Zum "Science"-Artikel (kostenpflichtig)
Neue Ära der genealogischen Bärenforschung
Einen wirklich gültigen Stammbaum - samt dem mittlerweile erforderlichen stichhaltigen genetischen "Unterfutter" - gab es aber bisher noch nicht. Doch das könnte sich geändert haben. In den vergangenen Monaten sind zwei Untersuchungsergebnisse publiziert worden, die eine neue Ära in der genealogischen Bärenforschung einläuten.

Vor wenigen Wochen veröffentlichten Jean-Marc Elalouf und Co-Autoren die Sequenzen der Erbsubstanz mitochondraler DNA von einem 32.000 Jahre alten Höhlenbären aus Chauvet (Department Ardeche) in Frankreich.

In der Höhle wurden vor Jahren die bisher ältesten bekannten Malereien der Menschheit gefunden.
->   Zur Studie (in den PNAS veröffentlicht)
DNA eines "österreichischen" Bären
Schon im Sommer dieses Jahres hat Michael Hofreiter vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig die Daten von mitochondrialem DNA-Material eines 44.000 Jahre alten "österreichischen" Höhlenbären publiziert.

Die mitochondriale DNA findet sich in Zellen außerhalb des Zellkerns, in den "Kraftwerken" der Zellen und stellt eine im Vergleich zur viel größeren Zellkern-DNA einfachere Möglichkeit dar, Stammbäume von Lebewesen zu erforschen.
->   Zum Abstract der Studie in "Current Biology"
Fünf lebende Bärenarten verglichen
Im vergangenen Jahr hat der chinesische Wissenschafter Ya-ping Zhang erstmals komplette DNA-Daten zur mitochondrialen Erbsubstanz von fünf lebenden Bärenarten veröffentlicht.
->   Zum Abstract der Studie in "BMC Evolutionary Biology"
Der Kreis schließt sich
Damit schließt sich der Kreis, weil man sie jetzt mit den "alten" Bären vergleichen kann. Die Ergebnisse:

- Vor zwölf Millionen oder 19 Millionen Jahren spaltete sich von den Vorläufern der heute lebenden Bären die Ahnen der Riesenpandas ab.

- Insgesamt gibt es - je nach Arbeitsgruppe - statt ehemals sieben nur noch drei oder vier Gattungen an Bären.

- Die französische Wissenschaftlergruppe meint, dass alle derzeit lebenden Bärenarten erst vor zwei bis drei Millionen Jahren entstanden sind. Hofreiter setzt diesen Zeitpunkt bei vor fünf Millionen Jahren an.
Analyse alter DNA
Wer in den Details Recht hat, wird sich erst weisen. Aber wichtig wird in Zukunft ein technologischer Sprung werden, der beiden Teams gelang: Die Extrahierung und das Analysieren von uralter mitochondrialer DNA aus Eiszeit-Zeiten, die nicht tiefgefroren blieb.

Damit könnten ähnliche Projekte in Zukunft einfacher werden und nicht nur Tiere umfassen, die "hoch oben im Norden" lebten.

[science.ORF.at/APA, 18.11.08]
->   Das Stichwort "Bären" im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010