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Österreich: VW-Käfer förderte "Nationsbildung"  
  Auch wenn der VW-Käfer als ehemaliges Symbol für deutsche Wertarbeit scheinbar wenig mit Österreich nach dem 2. Weltkrieg zu tun hat, trug er laut Studie doch zur Bildung des österreichischen Nationalgefühls bei.  
Oliver Kühschelm vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien arbeitet an einem vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projekt, das untersuchen soll, inwieweit Konsumgüter zur Bildung der österreichischen Nation beigetragen haben.
Wirkung auf Umwegen
Zu einer "Austrifizierung" des Käfers sei es nicht gekommen, so habe es auch keine Österreich-betonte Werbung für den Wagen gegeben, berichtete Kühschelm gegenüber der APA.

Die Wirkung des Käfers auf das heimische Nationalgefühl habe sich aber quasi auf Umwegen ergeben, ist der Experte überzeugt.
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Auch Lebensmittel
Im Rahmen des Projektes wurde bisher primär die Bedeutung von Autos untersucht, deren Erwerbung in der Regel intensive Kaufüberlegungen vorangehen. In einem nächsten Schritt stehen nun auch Nahrungsmittel im Fokus. So soll untersucht werden, wie Kaffee von Julius Meinl, Almdudler oder Fast Food von McDonalds das nationale Selbstverständnis der Österreicher geprägt haben.
->   Mehr zum Projekt
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Ein Fünftel der Neuzulassungen
 
Bild: dpa/dpaweb/VW/Werksbild

Bezeichnend waren die enormen Stückzahlen, die zu einer nie mehr erreichen Dominanz auf den Straßen führten. So hielt sich der Käfer jahrelang bei einem Fünftel der Neuzulassungen, in Spitzenzeiten waren 27 Prozent der neuen Autos VW-Käfer.

Im Gegensatz etwa zum winzigen Steyr Puch 500, der zu einem guten Teil aus Österreich stammte, galt der Käfer seinerzeit als Mittelklassewagen.

Bild oben: Ferdinand Porsche mit dem Käfer auf Versuchsfahrt (1939)
Symbol für Fortschritt und Wohlstand
Die große Präsenz auf den Straßen wurde so zum Symbol für den Fortschritt und den Wohlstand im Land, was wiederum den Aufbau des Nationalgefühls gefördert habe.

"Autos der breiten Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen, avancierte zu einem Beleg dafür, dass man sich auf dem Weg zu einer Mittelschichtnation mit gehobener Kaufkraft befand", so Kühschelm.

[science.ORF.at/APA, 24.11.08]
->   Oliver Kühschelm
 
 
 
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01.01.2010