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Meere versauern schneller als gedacht  
  Der steigende Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre lässt die Ozeane in einigen Regionen schneller versauern als bisher gedacht. Dadurch verändern sich auch die Lebensgemeinschaften im Meer.  
Eine aktuelle US-amerikanische Studie zeigt, dass vor allem Muscheln, Krebse und andere kalkbildende Lebewesen gefährdet sind.
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Die Studie "Dynamical patterns and ecological impacts of declining ocean pH in a high-resolution multi-year dataset" von J. Timothy Wootton et al. ist in der aktuellen Ausgabe der "Proceedings of the National Academy of Sciences" (Bd.105, 24. November 2008, DOI:10.1073/pnas.0810079105) erschienen.
->   Studie
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Kohlendioxid lässt Wasser sauer werden
Der Hauptgrund für den Anstieg des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre ist die anhaltende Nutzung fossiler Brennstoffe und die teils flächendeckende Abholzung Kohlendioxid speichernder Wälder.

Etwa ein Drittel des freigesetzten Kohlendioxids (CO2) wird von den Ozeanen aufgenommen. Das Gas wird im Wasser gelöst, wobei Kohlensäure gebildet wird. Diese lässt das Meerwasser sauer werden, was in einem sinkendem pH-Wert messbar ist.
Starke Schwankungen des ph-Werts
 
Bild: C.A.Pfister

Die Studie wurde nahe der Insel Tatoosh Island durchgeführt.

Timothy Wootton und seine Mitarbeiter von der Universität Chicago hatten nun die Veränderungen des pH-Werts und die Auswirkungen auf das marine Ökosystem nahe der Insel Tatoosh untersucht, knapp einen Kilometer vor der Küste des US-Bundesstaates Washington.

Über einen Zeitraum von acht Jahren bestimmten sie dazu unter anderem pH-Wert, Temperatur und Salzgehalt des Wassers und beobachteten, wie sich die Populationen von Pflanzen und Tieren veränderten, die in der Region häufig vorkommen.

Sie stellten zunächst fest, dass der pH-Wert sowohl im Tagesverlauf als auch über Tage und Jahre stärker schwankt als bislang angenommen. Grundsätzlich aber sank der pH-Wert in den acht Jahren der Untersuchung - und zwar rund zehn Mal schneller als Simulationsmodelle es vorhergesagt hatten.
Komplexe Auswirkungen auf Ökosystem
Dies wirkte sich deutlich auf die Zusammensetzung der marinen Lebensgemeinschaften aus: So nahmen mit sinkenden pH-Werten die Häufigkeit und die Durchschnittsgröße bestimmter Miesmuscheln (Mytilus californianus, Mytilus trossulus) und des Rankenfußkrebses (Pollicipes polymerus) ab. Dies sei wenig überraschend, da ein hoher Säuregehalt den Aufbau der Kalkschale dieser Lebewesen beeinträchtigt.

Allerdings sind die Auswirkungen laut den Forschern auf das Ökosystem insgesamt komplexer. Die kalkbildende Seepocke Balanus glandula etwa vermehre sich stärker bei sinkendem pH-Wert, einige Kalkalgen reagierten scheinbar gar nicht auf die Veränderungen. Weitere Untersuchungen müssten die Zusammenhänge noch genauer klären.

[science.ORF.at/dpa, 25.11.08]
->   J. Timothy Wootton
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01.01.2010