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Entomologie: Mit Insekten plaudern  
  Fersenläufer kommunizieren per Klopfzeichen. Die Wiener Biologin Monika Eberhard erforscht die Sprache der kürzlich entdeckten Insekten - und kann sich mit ihnen mittlerweile ein wenig unterhalten.  
Im Museum entdeckt
Fersenläufer wurden erst 2002 ins System der Insekten aufgenommen. Deutsche Forscher hatten die Tiere zuerst in Museen entdeckt und sich dann auf die Suche nach lebenden Exemplaren begeben. In Namibia und Südafrika wurden die Zoologen fündig. Im Buschland Südafrikas - dem sogenannten Fynbos - war dann auch Monika Eberhard vom Department für Evolutionsbiologie der Uni Wien unterwegs, um die auffällige Kommunikation der Fersenläufer zu untersuchen.

Die 15 bis 35 Millimeter großen, flügellosen Krabbler ähneln Stabheuschrecken und Gottesanbeterinnen und wurden von den Systematikern als eigene Ordnung ("Mantophasmatodea") neben diese Gruppen gestellt. Den Namen Fersenläufer erzielten sie, weil sie das letzte Beinglied fast immer in die Höhe halten. Eberhard interessiert sich aber weniger für das Aussehen als vielmehr für das Verhalten der Tiere.
Trommeln für die Partnerfindung
"Sie kommunizieren durch Klopfen mit dem Hinterleib", erklärte die Biologin. Dabei verwenden Weibchen generell die einfachere Sprache, sie klopfen kontinuierlich - je nach Art - in einer bestimmten Frequenz. Bei den Männchen dagegen dominieren Gruppen von Klopfpulsen, gefolgt von Pausen.

Die Klopfzeichen dienen in erster Linie der Partnerfindung, soviel steht bisher fest. Die Art der Kommunikation ist insofern sinnvoll, als optische Signale für die kleinen Tiere im dichten Buschwerk wenig sinnvoll sind. Eberhard vermutet, dass die Weibchen ihre Geschlechtspartner zuerst mittels Duftstoffen anlocken, für die genaue Partnerwahl wird dann mit dem Hinterleib auf den Busch geklopft.
Dialog mit technischen Hilfsmitteln
Mittlerweile kann sich Eberhard mit ihren Forschungsobjekten grob verständigen. Mit Mikrofon, Lautsprecher und einem Stift, der auf eine Unterlage trommelt, lässt sich ein Antwortsignal der Tiere hervorrufen. Nun möchte die Biologin aber auch die Feinheiten der Klopfzeichen verstehen: Kann ein Weibchen etwa aus den Vibrationen auf die Qualität des Männchens schließen und damit ihre Wahl treffen? Neben Verhaltensstudien untersucht Eberhard dazu auch die Sinnesorgane, welche die Klopfgeräusche bzw. Vibrationen aufspüren. Die Insekten"ohren" befinden sich in den Beinen - unterhalb des Knies.

[science.ORF.at/APA, 1.12.08]
->   Department für Evolutionsbiologie, Uni Wien
->   Mantophasmatidae - Wikipedia
Mehr zu diesem Thema in science.ORf.at:
->   "Gladiator" - neue Insektenordnung entdeckt
 
 
 
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01.01.2010