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Tsetsefliegen: Gute Sänger sind sexuell aktiver  
  Gute, ausdauernde Sänger sind sexuell agiler. Das gilt jedenfalls für Tsetsefliegen-Männchen, wie der Bioakustiker Helmut Kratochvil vom Department für Evolutionsbiologie der Universität Wien herausgefunden hat.  
Kratochvil hat seine Experimente im Auftrag der UNO-Atombehörde IAEO (IAEA) durchgeführt, die Erkenntnisse sollen helfen, die Blutsauger zu bekämpfen. Tsetsefliegen übertragen die durch Einzeller (Trypanosomen) verursachte Schlafkrankheit.
Sterilisierte Fliegen bekämpfen Schlafkrankheit
Um die Tsetsefliegen und damit die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen, setzen die Experten der IAEA anstatt des bedenklichen Gifteinsatzes auf die Ausbringung von künstlich sterilisierten Männchen. Die Sterilisation der Männchen erfolgt durch radioaktive Bestrahlung der Larven in speziellen Zuchtanlagen.

Da die ganze Prozedur aufwendig und teuer ist, versuchen die Experten laufend, die Methoden zu verbessern. So wird beispielsweise versucht, möglichst agile Männchen einzusetzen, die auch einen entsprechenden Paarungserfolg versprechen.

Je mehr Weibchen von den sterilen Männchen - vermeintlich - begattet werden, desto größer ist der Nutzen der Bekämpfungsaktion - sprich: desto weniger Weibchen werden schwanger.
Gesang als Maßstab für Aktivität
Kratochvil hat nun herausgefunden, dass man den Gesang der Männchen als Maßstab für deren Aktivität heranziehen kann. Die Tiere können nämlich mit Hilfe des Flugapparates ein hohes Summen erzeugen, das unter anderem der Partnerfindung dient.

Gesungen wird sogar während des Blutsaugens, diese sogenannten Fresslaute sind für Kratochvil besonders interessant. "Je anhaltender das Männchen singt, desto aktiver ist es", so der Biologe.

Besonders stattliche Männchen singen etwa 20 Prozent der Zeit, weniger agile Artgenossen bringen es nur auf fünf Prozent oder sogar noch weniger.
Neue Schallanalysesoftware
Herausgefunden hat dies Kratochvil, der auf die akustische Kommunikation von Fischen spezialisiert ist und auch schon zur Elefanten- und Pandakommunikation geforscht hat, durch ein neues Verfahren. Es beruht im Wesentlichen auf einer Schallanalysesoftware, die die Rufaktivitäten der Männchen automatisch misst und auswertet.

Das Prüfverfahren soll in Zukunft weltweit angewandt werden. Im Herbst flog Kratochvil in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba zur IAEA-Abschlusskonferenz des Projekts.

"Diese 'Materialprüfung' ist zwar nur ein kleiner Beitrag zur Lösung des Gesamtproblems, aber immerhin einer, bei dem man das Gefühl hat, sinnvoll geholfen zu haben", sagt Helmut Kratochvil.

[science.ORF.at/APA, 15.12.08]
->   Helmut Kratochvil, Universität Wien
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01.01.2010