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Die Wiege des Geparden  
  Ob der Ursprung der Raubkatze in der alten oder in der neuen Welt liegt, war bislang eine ungeklärte Streitfrage unter Zoologen. Ein Fossilfund in China deutet nun darauf hin, dass der Gepard aus der alten Welt stammt. Die Hypothese vom amerikanischen Ursprung des schnellen Läufers dürfte sich damit erledigt haben.  
Schnellstes Landtier
Der Gepard gehört zum klassischen Bild der afrikanischen Steppe: im Lauf den Körper in die Kurve gelegt, jedem Haken der fliehenden Beute folgend. Im Sprint legen jagende Geparden über hundert Stundenkilometer hin und sind damit die schnellsten Landtiere.

Aber Geparden leben nicht nur in Afrika. Noch heute gibt es welche im Iran; früher lebten Geparden auch in China und Amerika. Davon zeugen jedoch nur mehr Fossilien. Anhand dieser Funde wollen Zoologen herausfinden, ob die Wiege der Geparden in Amerika, Asien oder Afrika liegt.

Ein nun untersuchter Gepardenschädel aus der chinesischen Provinz Gansu ist mit circa 2,5 Millionen Jahren derzeit eines der ältesten Fossilien der Raubkatzen. Der Bau des Schädelknochens weist auf einen frühen Verwandten heutiger Geparden hin, wie Per Christiansen vom Zoologischen Museum in Kopenhagen und Ji H. Mazák vom Science und Technology Museum in Schanghai in einer Studie schreiben (PNAS, Online-Veröffentlichung ).
Migration der Raubkatzen
Die Forscher widersprechen damit älteren Untersuchungen. In einer dieser Studien aus dem Jahr 1979 fand man an Fossilien des ausgestorbenen amerikanischen Geparden primitive Merkmale. Deshalb und wegen der Verwandtschaft zum Puma, der nur in Amerika vorkommt, schlossen die Autoren damals, dass der Gepard aus Amerika stammen müsse (Science, Bd. 205, S. 1155).

Vor zwei Jahren hielt eine andere Studie anhand von Gen-Analysen von Fossilien und lebenden Tieren den Geparden für einen Nachfahren amerikanischer Pumas. Im Zuge großer Migrationen vor mehreren Millionen Jahren sei der Gepard dann nach Zentralasien und Afrika eingewandert, vermuteten Forscher damals (Science, Bd. 311, S. 73).

Christiansen und Mazák halten das für falsch - und zwar aus zwei Gründen: Zum einen deute das hohe Alter des Fossils auf einen eurasischen Ursprung des Geparden, zum zweiten weist der Schädel primitive Merkmale auf - die Tierart muss daher nahe der Basis des Gepardenstammbaums eingeordnet werden.
Schädel und Zähne
Der Bau des Schädelknochens ist deswegen besonders wichtig, weil man nur damit die Überreste von Geparden eindeutig von anderen Raubkatzen wie Leoparden oder Pumas unterscheiden kann. Zähne taugen hingegen nicht als sicheres Unterscheidungsmerkmal, schreiben Christiansen und Mazák, die den Schädelfund auch einer neuen Art zuordnen.

Acinonyx kurteni nennen sie die neue Spezies - und erweisen damit dem finnischen Paläontologen Björn Olof Lennartson Kurtén (1924-1988) ihre Ehre. Kurtén untersuchte die Entwicklung von Säugetieren, galt als Experte für Bären und schrieb Romane über das Leben der Neandertaler.
Auf der roten Liste
Auch wenn die Herkunft des Geparden nun geklärt scheint, seine Zukunft ist ungewiss. Die Weltnaturschutzorganisation IUCN stuft den Geparden in ihrer roten Liste als gefährdet ein. Laut IUCN gibt es heute weltweit noch 7.500 Geparden. Die meisten leben in Ländern Afrikas, manche im Iran. Die beiden Unterarten im Iran und in Nordafrika gelten als vom Aussterben bedroht. In Afghanistan und Pakistan aber auch in vielen afrikanischen Ländern kommt der Gepard heute nicht mehr vor.

Seit den 1970er Jahren, also innerhalb dreier Geparden-Generationen, ist der IUCN zufolge der Bestand um fast ein Drittel zurückgegangen. Die Gründe dafür sind der Verlust des Lebensraumes und die Jagd. Gejagt werden Geparden für den Handel oder weil sie Viehbestände angreifen.

Mark Hammer, science.ORF.at, 30.12.08
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01.01.2010