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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Wie die "Supereiszeit" zu Ende ging  
  Vor 635 Millionen Jahren glich die Erde einem Schneeball, dann begann plötzlich die Phase des "Supertreibhauses". Ein Innsbrucker Geologe hat nun die Ursache für den dramatischen Klimawandel gefunden.  
"Schneeball Erde"
Hätte man die Erde in der Spätphase des Proterozoikums vom Weltall aus betrachten können, wäre ihr Beiname wohl "weißer Planet" gewesen, nicht "blauer". Denn zu dieser Zeit herrschte bittere Kälte auf allen Breitengraden, Festland und Weltmeere waren komplett vereist, lediglich im Bereich der Tropen könnte es eine eisfreie Zone gegeben haben.

"Das ist unter Fachleuten eine umstrittene Frage. Die einen meinen, die Erde war rundum von einer Eisschicht überzogen, die anderen glauben, dass sich am Äquator eisfreie Oasen erhalten haben", sagt Christoph Spötl von der Uni Innsbruck im Gespräch mit science.ORF.at. "Ich neige zur zweiten Variante."
Extremer CO2-Gehalt
Doch egal, ob nun das "Snowball"- oder das moderatere "Slushball"-Modell zutrifft, Faktum ist: Die Erde befand sich zu dieser Zeit in einer "Supereiszeit", die vor 635 Millionen Jahren abrupt endete - warum, war bislang unbekannt. Spötl bietet nun im Fachblatt "Science" (Bd. 323, S. 119) ein Erklärung an: Er hat mit drei Kollegen Kalk- und Dolomitensgestein dieser Zeit aus Spitzbergen analysiert und ein äußerst ungewöhnliches Verhältnis verschiedener Sauerstoffisotope festgestellt.

"Wir können das nur dadurch erklären, dass der CO2-Gehalt in der Atmosphäre bedeutend höher war als heute." In konkreten Zahlen ausgedrückt: Zurzeit beträgt der CO2-Anteil 386 ppm (parts per million), im späten Proterozoikum muss der Wert bei 12.000 gelegen sein, vermutlich sogar deutlich höher.
Kippendes Klima
Aber wie passt eine derart hohe Konzentration eines Treibhausgases mit so niedrigen Temperaturen zusammen? "Auf den ersten Blick ist das natürlich ein Widerspruch", sagt Spötl, "aber man muss bedenken, dass sich die Erde damals in einem Gleichgewichtszustand befunden hat. Da sie von Eis bedeckt war, hat sie die Sonnenstrahlung zu einem Großteil reflektiert. Das CO2 in der Atmosphäre war vulkanischen Ursprungs und sammelte sich sukzessive an: Denn erstens wir wissen, dass zu dieser Zeit die Photosynthese äußerst gering war. Zweitens gab es wegen der dicken Eisschicht auch kaum geologischen CO2-Verbrauch durch Verwitterungsprozesse."

Spötls Messungen weisen darauf hin, dass der CO2-Gehalt so hoch wurde, dass das System plötzlich kippte - und die "Supereiszeit" in ihr klimatisches Gegenteil, nämlich in das "Supertreibhaus" umschlug. Wie lange das dazwischen liegende Tauwetter gedauert hat, ist noch nicht klar, aber es dürfte ziemlich schnell gegangen sein, meint Spötl. "Ich würde sagen: In der Größenordnung von 10.000 Jahren."

Robert Czepel, science.ORF.at, 2.1.09
->   Christoph Spötl
->   Schneeball Erde - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010