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"Liebeshormon" verbessert Gedächtnis für Gesichter  
  Oxytocin ist als "Bindungshormon" bekannt, das eine wichtige Rolle beim Sozial- und Liebesverhalten von Mensch und Tier spielt. Laut einer neuen Studie hilft es auch dabei, vertraute Gesichter wiederzuerkennen.  
Eine einzige Dosis des Hormons reichte, damit Probanden besser zwischen vertrauten und fremden Gesichtern unterscheiden konnten.
Versuch mit Nasenspray und jungen Männern
Forscher um Ulrike Rimmele und Peter Klaver der Universität Zürich verabreichten in ihrem Experiment 22 jungen Männern eine Dosis Oxytocin als Nasenspray.

19 weitere Probanden erhielten ein Scheinmedikament ohne den Wirkstoff. 40 Minuten später bekamen die Männer Bilder von Gesichtern vorgelegt sowie von leblosen Gegenständen wie Häusern oder Landschaften.

Am Tag darauf wurden den Testpersonen einige der Bilder wieder gezeigt, gemeinsam mit neuen Bildern. Die Oxytocin-Probanden konnten dabei mit höherer Trefferquote angeben, ob ihnen die Gesichter vertraut waren oder nicht. Bei den leblosen Bildern dagegen schnitten sie nicht besser ab als die Kontrollgruppe.
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Die entsprechende Studie "Oxytocin Improves Social Recognition in Humans" ist am 6.1. im "Journal of Neuroscience" (Doi: 10.1523/jneurosci.4260-08.2009) erschienen.
->   Journal of Neuroscience
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Wichtig zur Pflege von Sozialkontakten
Dies sei die erste Studie, die nachweise, dass Oxytocin beim Menschen spezifisch das Gedächtnis für soziale Informationen verbessere, schreiben die Forscher.

"Ein vertrautes Gesicht wiederzuerkennen ist entscheidend, um erfolgreich soziale Kontakte zu pflegen", wird Peter Klaver in einer Mitteilung der Zeitschrift zitiert.
Bekanntes Bindungshormon
Oxytocin gilt bereits seit einigen Jahren als ein zentrales Steuerungshormon für das Sozialverhalten. Das auch als "Kuschel"-oder "Vertrauens"-Hormon bezeichnete Molekül erhöht zum Beispiel das Vertrauen in Mitmenschen oder reduziert die Ausschüttung von Stresshormonen.

Bei Mäusen und Ratten haben Forscher zudem schon vor einiger Zeit nachgewiesen, dass Oxytocin ein Schlüsselstoff für das soziale Wiedererkennen ist: Dank des Hormons erkennen die Nagetiere am Geruch besser, ob ein Artgenosse ihnen vertraut ist oder fremd.

Interessant sind die Ergebnisse der Zürcher Wissenschaftler im Hinblick auf Krankheiten, die mit sozialen Defiziten einhergehen. Oxytocin könnte laut den Forschern einen neuen Ansatz darstellen, um Menschen mit solchen sozialen Phobien oder auch Autismus zu helfen.

[science.ORF.at/APA/sda, 7.1.09]
->   Universität Zürich
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01.01.2010