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Erbgut kann Gene von RNA-Viren aufnehmen  
  Das Erbgut von Säugetieren kann entgegen bisherigen Annahmen auch Gene von RNA-Viren aufnehmen. Forscher plädieren dafür, dieses Risiko bei therapeutischen Anwendungen zu berücksichtigen.  
Die Erbinformation wird laut einer aktuellen Studie von Forschern der Universität Zürich in Viren auf unterschiedliche Weise abgespeichert. Pockenviren zum Beispiel verwenden wie der Mensch Desoxyribonukleinsäure (DNA), Masern- und Kinderlähmungsviren hingegen Ribonukleinsäure (RNA).
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Die Studie "Recombination of Retrotransposon and Exogenous RNA Virus Results in Nonretroviral cDNA Integration" von Markus B. Geuking et al. ist in der aktuellen Ausgabe von "Science"(Bd. 323, 16. Jänner 2009, DOI: 10.1126/science.1167375) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Gene ins Genom einer Maus integriert
Bisher waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass RNA-Viren ihr Erbgut nicht in dasjenige ihrer Wirte einbauen können, weil die RNA in Zellen von Säugetieren, die häufig als Wirte dienen, nur als temporäre Wegwerfkopie von Genen verwendet wird. Das DNA-Original bleibt so jederzeit geschützt.

Eine Ausnahme bilden sogenannte Retroviren wie der Aidserreger HIV. Sie haben zwar eigentlich ein Erbgut aus RNA. Kaum sind sie aber in eine Wirtszelle eingedrungen, wandeln sie diese in DNA um und setzen diese dann ins Erbgut der Wirtszelle ein.

Forscher um Lars Hangartner vom Institut für Medizinische Virologie der Uni Zürich haben nun herausgefunden, dass die Retroviren nicht die einzigen Viren mit RNA-Erbgut sind, die ins Genom von Säugetieren gelangen können. In ihrer beschreiben sie, wie Gene eines RNA-Virus ins Genom einer Maus integriert wurde.
Vorsicht bei der Verwendung von RNA-Viren
Die Wissenschaftler rufen deshalb zur Vorsicht auf bei Anwendungen von RNA-Viren beim Menschen, etwa für die Gentherapie. Dort werden RNA-Viren als Vehikel benutzt, um zu Heilzwecken Gene in den Körper zu bringen. Bisher galten diese Genfähren als sicher, weil sie sich nicht ins menschliche Erbgut einbinden könnten.

Die Wahrscheinlichkeit einer Integration von RNA-Viren ins Wirtserbgut sei sehr klein, das hat die Studie laut den Forschern gezeigt. Doch das Risiko sollte für Viren abgeklärt werden, die zur Anwendung im Menschen gedacht seien. Das könne mit einem ganz einfachen Test bewerkstelligt werden.

[science.ORF.at/APA/sda, 16.1.09]
->   Institut für Medizinische Virologie (Universität Zürich)
 
 
 
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01.01.2010