News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Auch in der Antarktis wird es wärmer  
  Die Antarktis galt bisher als jene Region der Erde, die dem Trend zur Klimaerwärmung in großen Teilen trotzt. Die bisher genaueste Untersuchung meteorologischer Daten aus den vergangenen 50 Jahren kommt nun zu einem gegenteiligen Schluss: Selbst in der östlichen "Kältekammer" des Kontinents wird es zunehmend wärmer.  
Die Herbsttemperatur in der Ostantarktis sinkt zwar, über das gesamte Jahr betrachtet zeigt sich jedoch wie im Westen der gleiche Trend, berichten der Meterologe Eric Steig von der University of Washington in Seattle und Kollegen.
...
Ihre Studie "Warming of the Antarctic ice-sheet surface since the 1957 International Geophysical Year" ist am 22.1.09 in "Nature" (Bd. 457, S. 459) erschienen.
->   Abstract der Studie
...
Ein halbes Grad mehr in 50 Jahren
 
Bild: E.Steig

Zeitraum 1957-2006: Temperaturentwicklung dargestellt in Zehnjahres-Rhythmen

Das Forscherteam hat die Daten von Wetterstationen mit Infrarot-Satellitenmessungen kombiniert und mit Hilfe statistischer Methoden die Temperaturentwicklung von 1957 bis 2006 bestimmt.

Dabei zeigte sich, dass sich die Durchschnittstemperatur der Westantarktis zwischen 0,17 und 0,06 Grad Celsius pro Jahrzehnt erhöht hat. Im Osten liegt der Wert zwischen 0,1 und 0,07 Grad.

Insgesamt bedeutet das eine durchschnittliche Erhöhung der Temperaturen um 0,1 Grad Celsius. Oder mit anderen Worten: In den vergangenen 50 Jahren ist es in der Antarktis um ein halbes Grad wärmer geworden.
Unterschiede zwischen West- und Ostantarktis
 
Bild: NASA; E. Steig.

Grafik der Antarktis - in Rot, die Regionen mit der größten Erwärmung in den vergangenen 50 Jahren

Ost- und Westantarktis unterscheiden sich stark voneinander. Der Westen ist deutlich niedriger, hier wehen öfter relativ milde und feuchte Stürme, es fällt auch mehr Schnee als im Osten. Dazu kommt ein weiterer Grund, warum bisher davon ausgegangen wurde, dass die Temperaturen im Osten eher abnehmen: das Ozonloch über der Antarktis, das eine kühlende Wirkung ausübt.

Zwar ist dieser Effekt tatsächlich nachweisbar, allerdings nur im Herbst. Übers Jahr verteilt steigen auch im Osten die Durchschnittstemperaturen, wie die US-Meteorologen errechnet haben.

Und der Kampf des Menschen gegen das Ozonloch könnte die Erwärmung noch beschleunigen. Nachdem Anfang der 90er Jahre die für die Ausweitung des Lochs verantwortlichen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) verboten worden sind, könne "das Loch bis Mitte des Jahrhunderts verschwunden sein", sagte Eric Steig. Wenn das passiere, werde sich die gesamte Antarktis endgültig "im Gleichschritt mit der restlichen Welt erwärmen".
Schelfeis vor völligem Abbruch
Frühere Studien hatten vor allem einen Temperaturanstieg auf der Antarktischen Halbinsel belegt, einer 800 Kilometer langen Landzunge im Westen des Kontinents, die in Richtung Südamerika zeigt.

Das riesige Wilkins-Schelfeis der Halbinsel steht Experten zufolge wegen der globalen Erwärmung kurz vor dem Abbruch. "Es könnte eigentlich jede Minute geschehen", berichtete der britische Forscher David Vaughan unabhängig von der aktuellen Studie am Mittwoch.
Umrisse des Kontinents ändern sich
Die Region hatte früher eine Fläche von etwa 16.000 Quadratkilometern. Inzwischen ist sie um etwa ein Drittel geschrumpft. Drastischer noch ist das Abschmelzen der Eiszunge, die die riesige Scholle noch festhält. War sie 1950 noch 100 Kilometer breit, hat sie inzwischen die Form einer Sanduhr, die an ihrer schmalsten Stelle nur 500 Meter misst.

In den vergangenen 50 Jahren sind neun andere Schelfeis-Flächen in der Antarktis abgebrochen oder geschrumpft. Oft geschieht dies plötzlich, wie bei Larsen A im Jahr 1995 oder Larson B 2002. Insgesamt sind 25.000 Quadratkilometer Eisfläche verloren gegangen. Entsprechend haben sich die Umrisse des südlichsten Kontinents geändert.

[science.ORF.at/AP/AFP/ Reuters, 21.1.09]
->   Antarctic Connection
->   Antarktis (Wikipedia)
->   Eric Steig, University of Washington
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Antarktis früher Lebensraum für Moose und Insekten
->   In der Antarktis war es einst gemütlich warm
->   Antarktis trotzt globaler Klimaerwärmung
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010