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Klimaerwärmung: Nicht mehr rückgängig zu machen  
  Die Klimaerwärmung ist kaum noch rückgängig zu machen. Selbst wenn die Menschheit den CO2-Ausstoß sofort stoppt, wird die Temperatur in den nächsten tausend Jahren kaum sinken, besagt eine neue Studie.  
Schweizer Forscher untersuchten gemeinsam mit Kollegen aus den USA und Frankreich, was passieren würde, wenn die Menschheit ihren CO2-Ausstoß abrupt stoppt. Wie sie aufzeigen, ist es irrig zu glauben, dass die Klimaprobleme verschwinden, sobald Maßnahmen getroffen sind.
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Die Studie "Irreversible climate change because of carbon dioxide emissions" von Susan Solomon et al. ist in der aktuellen Ausgabe der "Proceedings of the National Academy of Sciences" (Bd. 106, 27. Jänner 2009, DOI: 10.1073/pnas.0812721106) erschienen.
->   Studie
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CO2 hält sich lange
Eigentlich ist laut den Wissenschaftlern schon eine ganze Weile bekannt, dass ein Teil des vom Mensch produzierten CO2 sehr lange in der Luft bleibe. In der Öffentlichkeit werde diese Tatsache aber kaum wahrgenommen und selbst vielen Forschern sei sie nicht bewusst.

Die Folgen sind weitreichend: Laut der aktuellen Studie reagiert die Temperatur noch langsamer als der CO2-Gehalt. Die Simulationen ergaben, dass die Temperatur für mindestens 1.000 Jahre nach einem Stopp des Treibhausgasausstoßes kaum abnehmen würde. Dafür verantwortlich ist vor allem die Trägheit des komplizierten Systems, über welches die Ozeane mit dem Klima interagieren.

Die Forscher untersuchten über den langen Zeitraum zudem einige besonders gut erforschte Auswirkungen der Erwärmung. Sie kommen unter anderem zum Schluss, dass auch Dürreperioden in vielen Regionen der Erde - unter anderem Südeuropa - mehr oder weniger irreversibel sein werden.
Meeresspiegel steigt
Die Erwärmung führt auch zu einer unumkehrbaren Erhöhung des Meeresspiegels. Die Forscher errechneten, dass allein die wärmebedingte Ausdehnung des Wassers dazu führt, dass der Spiegel um bis zu einen Meter ansteigt, falls die CO2-Konzentration in der Atmosphäre noch rund 100 Jahre lang im heutigen Tempo ansteigt.

Dazu gesellen sich zusätzliche Wassermassen aus der weltweiten Gletscher- und der Eisschmelze in der Antarktis und der Arktis. Verschwinden sämtliche Gletscher, dürfte der Meeresspiegel noch einmal um bis zu 0,7 Meter steigen. Die Polschmelze hingegen ist weniger gut verstanden: Es gibt aber Schätzungen, dass durch sie mehrere Meter dazukommen könnten.
Mögliche technische Lösungen
Laut den Wissenschaftlern sind auch die politischen Folgen der Langlebigkeit der Klimaerwärmung weitreichend. Die Strategie, abzuwarten wie schlimm die Veränderung werde, sei gefährlich. Politiker müssten in ihre Entscheidungen miteinbeziehen, dass die Veränderungen in einem für den Menschen relevanten Zeitraum nicht rückgängig gemacht werden könnten.

Die einzige Ausnahme wäre laut den Forschern, wenn es gelänge, mit technischen Mitteln das CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Bisher habe aber noch niemand nachgewiesen, dass diese künstliche Säuberung der Atmosphäre im großen Stil machbar sei.

[science.ORF.at/APA/sda, 27.1.09]
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01.01.2010