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Extreme Hitzewellen auf lebensfeindlichem Exoplaneten  
  Auf der Erde befürchtet man für das nächste Jahrhundert eine Erwärmung von einigen Grad Celsius. Selbst bei extremen Wetterumschwüngen schwankt die Temperatur selten um mehr als zehn bis 20 Grad. US-Astronomen haben nun einen Exoplaneten beobachtet, der diese Schwankungen geradezu lächerlich erscheinen lässt.  
Seine Temperatur ändert sich innerhalb weniger Stunden um bis zu 700 Grad Celsius, zeigen Beobachtungen mit dem Spitzer Space Telescope der NASA.
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Die Studie "Rapid heating of the atmosphere of an extrasolar planet" von Gregory Laughlin et al. ist in der aktuellen Ausgabe von "Nature"(Bd. 457, 29. Jänner 2009, DOI: 10.1038/nature07649) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Extreme Umlaufbahn
 
Bild: dpa/Esa/Nasa/G.Tinetti

Darstellung eines Exoplaneten und des Sterns, den er umkreist

Der Planet mit dem Namen HD8606b ist ein riesiger Gasplanet mit der vierfachen Masse des Jupiters, der 200 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Seine Umlaufbahn um den Mutterstern ist ziemlich extrem. Am äußersten Punkt entspricht die Entfernung in etwa jener der Erde von der Sonne.

An einem Tag seiner 111,4 Tage dauernden Umkreisung kommt er dem glühenden Stern allerdings näher als der Merkur der Sonne. "Wäre man über den Wolken des Planeten, könnte man mit freiem Auge sehen, wie der Stern immer schneller immer größer und größer wird", so der Hauptautor der Studie Gregory Laughlin vom Lick Observatory der University of California.
Gigantische Hitzewelle
Laut den Forschern ist das Sonnenlicht dabei etwa 825 Mal so stark wie am entferntesten Punkt der Umlaufbahn. Das Spitzer Space Telescope beobachtete HD8606b 30 Stunden vor seiner maximalen Annäherung, währenddessen und danach. Infrarotsensoren maßen seine Temperatur.

Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass den Planeten eine gigantische Hitzewelle erfasst, während er seiner Sonne am nächsten kommt. In nur sechs Stunden stieg seine Temperatur von ungefähr 525 auf 1.225 Grad Celsius.
Extreme Wetterumschwünge
Diese extreme Schwankung deutet laut den Forschern darauf hin, dass die enorme Wärmeeinstrahlung des Sterns von den oberen Schichten der Atmosphäre des Planeten schnell absorbiert, aber auch wieder abgegeben wird. Dadurch entstünden Windgeschwindigkeiten von bis zu fünf Kilometern pro Sekunde, daraus bilden sich riesige Windsysteme, die ersten während der Abkühlung wieder abflauen.

Laut Laughlin ist dies das erste Mal, dass derartige "Wetterumschwünge" auf einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems in Echtzeit beobachtet werden konnten.

[science.ORF.at, 28.1.09]
->   Gregory Laughlin
->   Spitzer Space Telescope (NASA)
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Kosmischer "Tacho" spürt Exoplaneten auf (4.9.08)
->   Neue Suchmethode für Exoplaneten (20.2.08)
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01.01.2010