News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 
Gigantische Sternenfabrik entdeckt  
  Deutsche Astronomen haben eine riesige Sternenfabrik im jungen Universum aufgespürt. In dem knapp 13 Milliarden Lichtjahre entfernten "kosmischen Kreißsaal" werden pro Jahr rund 1.000 Sonnen geboren.  
Zum Vergleich: In der gesamten Milchstraße, unserer eigenen Galaxie, entsteht nur etwa eine neue Sonne pro Jahr. Die Entdeckung könnte erklären, wie sich bei Galaxien der zentrale Bauch ausbildet.
...
Die entsprechende Studie "A kiloparsec-scale hyper-starburst in a quasar host less than 1 gigayear after the Big Bang" ist am 5.2.09 in "Nature" (Bd. 457, S. 699) erschienen.
->   Abstract der Studie
...
100 Millionen "Orion-Regionen"
Die Sternproduktion in der fernen, jungen Galaxie läuft nach Angaben der Forscher an der Obergrenze des physikalisch Möglichen.

"In unserer Milchstraße finden sich solche extremen Verhältnisse nur in ungleich kleineren Regionen, beispielsweise in Teilen des Orionnebels", erläuterte Fabian Walter vom Max-Planck-Institut für Astronomie. "Aber was wir beobachtet haben, entspricht einer Ansammlung von 100 Millionen Orion-Regionen."
Ein Blick zurück um 13 Milliarden Jahre
 
Bild: NRAO/AUI/NSF

Falschfarbenaufnahme der Galaxie J1148+5251, aufgenommen mit den Radioteleskopen des Very Large Array in New Mexiko.

Wegen der enormen Entfernung stammt das Licht der fernen Sternenfabrik aus einer fernen Zeit, eine Milliarde Jahre nach dem Urknall, es brauchte 12,8 Milliarden Jahre, bis es die Beobachter erreichte. Schon frühere Messungen hatten gezeigt, dass in den jungen Galaxien damals beachtliche Mengen Sterne entstanden sind.

Doch mit der neuen Beobachtung konnten die Astronomen erstmals die Größe eines solchen Sternentstehungsgebiets aus der kosmischen Frühzeit vermessen. Das war nicht ganz einfach, denn trotz ihres Durchmessers von 4.000 Lichtjahren erscheint die produktive Zentralregion der fernen Galaxie J1148+5251 am irdischen Firmament nur so groß wie eine Ein-Euro-Münze aus 18 Kilometern Entfernung.

Das Ergebnis überraschte die Forscher, denn gemessen an der reichhaltigen Sternproduktion ist das Gebiet recht klein.
Am Limit des "Erlaubten"
Sterne entstehen, wenn Gas- und Staubwolken unter der eigenen Schwerkraft zusammenstürzen und sich dabei aufheizen. Doch die dabei entstehende Strahlung treibt die Wolken auseinander und erschwert so die Bildung weiterer Sterne.

Daraus ergibt sich eine Obergrenze dafür, wie viele Sterne in einer Raumregion pro Jahr überhaupt entstehen können. Die Sternenfabrik in der Urzeit-Galaxie produziert am Limit des physikalisch Erlaubten.
In Kerngebiet begonnen
Das ist für die Theorie der Galaxienentstehung von Bedeutung. Die Astronomen schließen, dass die Sternentstehung bei der beobachteten jungen Galaxie in einem kleinen Kerngebiet begonnen hat und nicht wie alternativ vermutet zugleich in der gesamten Galaxie abgelaufen ist.

Die Sternansammlung entsteht bei ihr offensichtlich von innen heraus. Erst im Laufe der Zeit wächst der mit Sternen gefüllte Zentralbereich - etwa durch Kollisionen und Verschmelzungen mit anderen Galaxien - und erreicht die ungleich größere Ausdehnung, die für ältere Galaxien charakteristisch ist.

[science.ORF.at/APA/dpa, 5.2.09]
->   Hintergrundinfos zu der Entdeckung (Max-Planck-Institut)
->   Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg
->   Das IRAM-Teleskop
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010