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Antworten auf das Fermi-Paradox  
  Laut Schätzungen müsste es in der Galaxie von hochtechnisierten Zivilisationen nur so wimmeln. Aber wo sind sie? Mögliche Antwort: Sie sind da, aber ihre Signale erreichen die Erde nicht.  
Dass noch kein Kontakt zwischen extraterrestrischen Lebensformen und der Menschheit besteht, könnte an der Unvollkommenheit der Technik liegen, erklärt der New Yorker Physiker Reginald Smith. Er formuliert damit eine mögliche Lösung des berühmten Fermi-Paradoxons. Der italienische Kernphysiker Enrico Fermi hatte in den 50er-jahren ein skeptisches Argument formuliert, das da lautet: Laut Berechnungen mögen zwar viele extraterrestrischer Zivilisationen im Universum existieren, Tatsache ist allerdings, dass noch keine mit uns Kontakt aufgenommen hat. Folglich müssen entweder unsere Berechnungen falsch sein oder unsere Beobachtungen.
Unvorteilhafte All-Besiedlung
Smith vermutet, dass zwar in der Galaxie an verschiedenen Orten gesendet wird, aber die Signale nach einem entsprechend langen Weg verebben. Für seine auf dem Preprintserver "arXiv" (Abstract) veröffentlichte Studie hat er das Argument für den inneren Durchmesser der Milchstraße (10.000 Lichtjahre) durchgrechnet.

Das Ergebnis: Gäbe es in der Nachbarschaft der Erde Gesellschaften, die maximal 1.000 Lichtjahre weit übertragen können, bräuchte es für interstellare Unterhaltungen mindestens 300 Zivilisationen. Dann wäre nämlich eine Verteilung besiedelter Planeten möglich, die Signale von anderen Zivilisationen empfangen können.

Smiths Vorstellung der Zivilisationsverteilung ähnelt dem Ansatz des Marsforschers und SF-Autors Geoffrey A. Landis. Er argumentierte, dass sich All-Kolonien nur in Blasen herausbilden könnten. Würden etwa Menschen andere Planeten besiedeln, dann nur in unmittelbarer Nähe zur Erde. Die Kolonisierung könne nur in einem konzentrierten Umfeld vor sich gehen, mit steigender Entfernung zum Mutterplaneten stagniere sie.
Eine Frage, viele Antworten
Seit Fermi 1950 in Los Alamos bei einem Mittagessen sein Paradoxon aufstellte, haben Wissenschaftler nach Antworten gesucht. Der Amerikaner Stephen Webb hat 50 Stück in seinem Buch "Where is Everybody?" zusammengefasst - einige Kostproben: So könnten nach Meinung mancher Autoren etwa die Außerirdischen längst unter uns sein, manche vertreten auch die Ansicht, es habe früher auf der Erde fremde Zivilisationen gegeben, nur seien sie längst ausgestorben.

Viele der seriöseren Lösungen sind, wie bei Reginald Smith, mit mathematischen Belegen untermauert. 2007 rechnete etwa der dänische Forscher Rasmus Bjørk im Magazin "New Scientist" vor, dass es zehn Milliarden Jahre dauern würde, um lediglich vier Prozent der Milchstraße mit Raumsonden abzusuchen. Andere Theorien, wie jene des Molekularbiologen Robert A. Freitas, führen das menschliche Unwissen ins Treffen. Demnach hat die Menschheit weder gesicherte Kenntnisse noch verlässliche Methoden, um andere Zivilisationen entdecken zu können. Anders gesagt: Vielleicht ist die Menschheit einfach selbst noch keine intelligente Lebensform.

Markus Grundtner, science.ORF.at, 6.2.09
->   Fermi-Paradoxon - Wikipedia
->   Entstehungsgeschichte von Fermis Frage
->   Perkolationstheorie
->   Stephen Webb "Where is Everybody?"
 
 
 
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01.01.2010