News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 
Umweltschutz für den Mars gefordert  
  Noch hat man kein Leben am Mars gefunden. Von der Erde mitgebrachte Mikroorganismen, die Marsrover auf dem Mars zurücklassen, könnten dieses Leben - so vorhanden - aber stören. Ein Wissenschaftler der NASA fordert daher strengeren Schutz für den Planeten.  
Spurenlose Erkundung
Bakterien haben kein leichtes Leben am Mars. Im Freien tötet sie die UV-Strahlung der Sonne binnen Minuten. Im Inneren von Raumschiffen könnten sie immerhin einige hunderttausend Jahre überleben. Dann macht ihnen die kosmische Strahlung den Garaus.

Dennoch beschäftigen sich Wissenschaftler mit dem Schutz des Planeten vor den kleinen Invasoren. Christopher McKay von der NASA fordert im Fachmagazin "Science" (Bd. 323, S. 718), dass Marsexpeditionen keine bleibenden biologischen Spuren hinterlassen.
Schattendasein
Unberührt ist der Mars jedoch schon jetzt nicht mehr, denn bisherige Missionen haben etliche Mikroorganismen am Nachbarplaneten zurückgelassen. "Den Mars nicht zu kontaminieren, ist eine Option, die der Menschheit nicht mehr zur Verfügung steht", sagt McKay zur Zeitschrift "New Scientist". "Der Mars hat bereits Erdlinge".

Überleben konnten diese überall dort, wo keine UV-Strahlung hinkommt: in Überresten von ausgedienten oder abgestürzten Sonden, in Bohrlöchern und Höhlen und selbst an der Unterseite von liegen gebliebenen Teilen der Sonden. In Laborversuchen haben Cyanobakterien marsähnliche Bedingungen überstanden (Astrobiology, Bd. 5, S. 127).
Galaktische Putzkolonne
Diese ersten terrestrischen Besiedler des Mars könnten sich jedoch weiter verbreiten, wenn die klimatischen Bedingungen am Mars lebensfreundlicher werden, sei es durch natürliche Veränderungen oder weil die Menschen das Klima am Mars dereinst künstlich verändern könnten, wie McKay schreibt.

Der NASA-Forscher fordert daher, dass bestehende Spuren so weit wie möglich rückgängig gemacht werden. Bei dieser Aufgabe könnte die unwirtliche Atmosphäre des Mars helfen: Herumliegende Teile würden zunächst eingesammelt, kontaminierter Boden darunter könnte einfach der UV-Strahlung ausgesetzt werden.
Alte Verträge
McKay kann sich mit seiner Forderung auf alte Verträge und bestehende Strukturen stützen. Bereits im so genannten Weltraumvertrag von 1967 ("Vertrag über die Grundsätze zur Regelung der Tätigkeiten von Staaten bei der Erforschung und Nutzung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper") steht unter Artikel IX, dass Himmelskörper nicht schadhaft kontaminiert werden sollen.

Die NASA hat ein eigenes Programm für Planetenschutz, "für alle Planeten, zu allen Zeiten", wie es auf der Webseite der Raumagentur heißt. Auch das in Paris angesiedelte Komitee für Weltraumforschung COSPAR widmet sich dem Thema. Noch heuer soll ein von NASA und COSPAR organisierter internationaler Workshop über neue Regeln zum Schutz des Mars beraten.
Sterile Sonden
Solche Regeln gab es auch bisher, sie waren früher aber strenger als heute. Die beiden "Viking"-Sonden, die 1976 am Mars gelandet sind, sind mit Hitze sterilisiert worden. Nachdem man jedoch gesehen hat, wie lebensfeindlich es am Mars ist, beschloss COSPAR, dass Raumsonden nur mehr bei einer Reise in bestimmte Gebiete oder bei bestimmten Operationen - etwa Bohrungen -sterilisiert werden müssen.

Der Arm der Marssonde "Phoenix" etwa wurde sterilisiert und in eine Hülle verpackt, die Bakterien abhielt. Phönix brach 2007 zum Mars auf, um unter anderem nach unterirdischem Eis zu suchen. McKay fordert nun, dass die von COSPAR aufgeweichten Bestimmungen wieder verschärft werden.
Zweite Genesis
Für McKay ist die mögliche Kontamination des Mars vor allem eine ethische Frage, wie er schreibt. Immerhin könnte sich dort eine zweite Genesis abspielen, ein zweiter unabhängiger Ursprung des Lebens gefunden werden.

Auch Cassie Conley, die Planetenschutzbeauftragte der NASA, vergleicht die Invasion am Mars mit der Erde. Die Sache könnte ähnlich ausgehen, wie die massenhafte Verbreitung von Kaninchen, die 1859 in Australien eingeschleppt wurden.

Ob sich die große Invasion am Mars vermeiden lässt, hängt aber auch von möglichen bemannten Raumfahrten dorthin ab. Denn spätestens, wenn Menschen dort Raumbasen errichten, wären diese niemals so dicht, dass keine Bakterien ins Freie gelangen, schreibt McKay.

Mark Hammer, science.ORF.at, 9.2.09
->   Christopher McKay
->   Weltraumvertrag
->   Planetenschutzpolitik der NASA
->   Terraforming (Wikipedia)
->   New Scientist
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Mineral lässt einstiges Leben auf Mars vermuten
->   Mars eventuell lebensfeindlicher als angenommen
->   Lebensfreundlicher Mars-Boden
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010