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Evolutionsforschung heute (IV): Springende Gene  
  Mikroorganismen bevölkern die Erde seit 3,8 Milliarden Jahren - für die Evolutionsforschung sind sie auch deshalb interessant, weil die unterschiedlichsten Spezies ihre Gene austauschen können.  
Über Artgrenzen hinweg
Als "horizontaler Gentransfer" wird die plötzliche Übertragung von Genen außerhalb der geschlechtlichen Fortpflanzung und über Artgrenzen hinweg beschrieben. Mit diesem Phänomen erklärt die Evolutionsforschung Sprünge in der Entwicklung des Lebens - vor allem die Entstehung von Mikroorganismen mit völlig neuen Eigenschaften.
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Ö1 Sendungshinweis
Am 12. Februar feierte Charles Darwin seinen 200. Geburtstag. Aus diesem Anlass sendet die Ö1 Sendung "Wissen Aktuell" (Mo-Fr, 13.55 Uhr) eine Beitragsserie zum Thema "Evolutionsforschung heute", in der einige der meist zitierten Evolutions-Forscher des deutschsprachigen Raumes zu Wort kommen.
->   Alle Ö1 Sendungen zum "Darwinjahr"
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"Wie Sonnenblume und Elefant"
"Mikroorganismen können mit anderen Mikroorganismen Gene austauschen, mit denen sie überhaupt nicht näher verwandt sind - das ist, als würde der Elefant mit der Sonnenblume Gene austauschen", sagt Michael Wagner vom Departement für Mikrobielle Ökologie der Universität Wien. All diese so entstandenen neuen Arten und Entwicklungslinien können völlig neue Eigenschaften haben, die künftig ganz entscheidend für uns sein können: "In der Biotechnologie könnte man vielleicht etwa neue Enzyme entwickeln, in der Medizin neue Antibiotika", so Wagner.
"Quer miteinander verbunden"
Mikroorganismen machen über 70 Prozent der gesamten Biomasse unseres Planeten aus. Doch nur 7000 der geschätzten zwei bis drei Milliarden Spezies der Mikroorganismen konnten bisher vollständig beschrieben werden. Forscher haben in den vergangenen Jahren über 80 verschiedene Entwicklungslinien entdeckt - der mikrobielle Stammbaum des Lebens wird daher stetig erweitert.

Michael Wagner: "Allerdings kann man sich den mikrobiellen Teil des Stammbaums des Lebens eher als Baum mit einem Spinnennetz vorstellen. Sprich: Die einzelnen Äste sind mithilfe eines Spinnnetzes quer miteinander verbunden, obwohl sie nicht direkt miteinander verwandt sind."

Die Wege des horizontalen Gentransfers und der Verbreitung von Genen zwischen den Arten sind bislang nur teilweise geklärt: Einige Forscher sehen im horizontalen Gentransfer eine Ursache für die Entstehung neuer Krankheitserreger und Antibiotika-Resistenzen.

Tanja Malle, Ö1 Wissenschaft, 13.2.09
->   Michael Wagner
->   Nachlese zum Projekt Darwin auf oe1.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010