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Wie man Elefanten steuert  
  Elefanten kommunizieren nicht nur über akustische Signale, auch Vibrationen des Bodens helfen ihnen bei der Orientierung. Dies könnte in Reservaten von Namibia genutzt werden, sie besser zu schützen.  
Zoologen um Caitlin O'Connell-Rodwell von der Universität Stanford erforschen seit 15 Jahren die Bedeutung von seismischen Signalen im Kommunikationsverhalten von afrikanischen und asiatischen Elefanten.

Wenn die Dickhäuter Töne von sich geben, produzieren sie nicht nur Hörbares, sondern auch niederfrequente Schwingungen, die für den Menschen kaum wahrnehmbar sind.

Elefanten hören die brummenden Laute hingegen noch aus einer Entfernung von bis zu zehn Kilometern, über Vibrationen des Bodens aus noch größerer Entfernung. Die Vibrationen wandern vom Boden aus über Füße und Rüssel über das Skelett hinauf zum Mittelohrknochen des Elefanten.
Signal für Elefantenschutz
O'Connell-Rodwell bewies in der Grundlagenforschung bereits, dass Elefanten von Signalen aus in der Erde vergrabenen Lautsprechern angelockt werden. (Journal of the Acoustical Society of America, Band 102, Ausgabe 5 / Band 115, Ausgabe 5) Aller Wahrscheinlichkeit nach können sie die Vibrationen bis zu einer Distanz zwischen 15 und 30 Kilometer wahrnehmen. Auf was Elefanten eher reagieren - hörbare Laute oder Vibrationen - konnte bisher noch nicht geklärt werden.

Durch das Abspielen weiblicher Paarungsrufe über vergrabene Lautsprecher fand die Elefantenforscherin nun bei einem Feldversuch in Namibia eine praktische Anwendung für den Elefantenschutz, wie die BBC vom heurigen Treffen der US-Wissenschaftlergemeinde AAAS berichtet.
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Elefanten versus Bauern
Paarungsbereite Elefantenbullen stapfen in Namibia immer wieder auf landwirtschaftliche Flächen, vernichten dabei Ernten und zerstören Maschinen. Die Bauern reagieren oft mit Waffengewalt. Die Elefantenmännchen ließen sich jedoch mit den Bodenerschütterungen der Rufe eines brünftigen Weibchens wieder in die Wildreservate zurücklocken.
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Paarungsreife Bullen reagieren am stärksten
O'Connell-Rodwell bei der Tagung: "Wir können die Bullen gut lenken. Wir haben sie zuerst von einer Wasserstelle weggeschickt, und dann kurz darauf wieder zurückgeholt." Im Experiment hat die Zoologin in einer ruhigen Gegend 26 Bullen Signalen aus einer Entfernung von einem halben Kilometer ausgesetzt. Die erwachsenen und paarungsbereiten unter ihnen reagierten besonders stark.

Erregte Elefantenbullen auf eine Distanz von einem halben Kilometer steuern zu können, ist ein Fortschritt für den Elefantenschutz. "Selbst wenn Parkranger einen Elefanten immer nur Stück für Stück anlocken können, macht das bereits einen großen Unterschied", meinte Caitlin O'Connell-Rodwell.

Das namibische Umweltministerium habe bereits Interesse an weiteren Forschungen bekundet.

[science.ORF.at, 16.2.09]
->   Universität Stanford
->   Caitlin O'Connell-Rodwell
->   AAAS Meeting
->   BBC News
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Elefantenstampfen: Seismografische Kommunikation?
 
 
 
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01.01.2010