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80 Prozent der Österreicher hängen Evolutionstheorie an
Hälfte glaubt zugleich an die Schöpfung
 
  Die Österreicher werden ihrem Ruf als Harmonisierungsweltmeister wieder einmal gerecht. Mehr als 80 Prozent akzeptieren laut einer aktuellen Studie die Vorstellungen der Evolutionstheorie, wonach Menschen und Affen gemeinsame Vorfahren haben. Zugleich stimmen fast 50 Prozent aber auch religiösen Deutungen zur Entstehung der Welt zu.  
Knapp zwei Drittel der Österreicher glauben, dass Kindern in der Schule beide Vorstellungen über die Entstehung der Welt - "eine naturwissenschaftliche Theorie und eine religiöse und theologische Deutung, die einander ergänzen können" - vermittelt werden sollte.

Jedoch ebenfalls rund zwei Drittel sprechen sich dagegen aus, Schülern zu lehren, dass "die Welt von einem göttlichen Schöpfer geschaffen" wurde, heißt es in der am Mittwoch vorgestellten Studie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des Wissenschaftsministeriums.

ÖAW-Präsident Peter Schuster sprach bei der Studienpräsentation von einem "ausgeprägten Harmoniebedürfnis der österreichischen Bevölkerung".
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Erstellt wurde die Meinungsumfrage von dem Wiener Soziologen und Altersforscher Leopold Rosenmayer, bei der Durchführung durch GfK Austria wurden im Dezember 2008 1.520 Interviews von Personen im Alter von 15 bis 65 Jahren ausgewertet.
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Polarisierung in USA und Großbritannien
Ganz anders präsentiert sich laut Schuster die Situation etwa in Großbritannien und den USA. Die britische Öffentlichkeit sei wesentlich konfliktfreudiger: So orte eine aktuelle Studie ebenso wie in Österreich eine breite Unterstützung für Darwins Evolutionslehre.

83 Prozent hingegen lehnen jede biblizistische Lesart der Schöpfungsgeschichte als "reale" Erzählung von der Erschaffung der Welt ab. Weniger als ein Drittel der Befragten würden Evolution als Teil eines göttlichen Planes ansehen und über 40 Prozent hielten die Vorstellung eines Schöpfergottes angesichts des gegenwärtigen Wissens über Evolution für überflüssig.

Noch stärker ausgeprägt sei die Polarisierung der öffentlichen Meinung in den USA, wie Schuster ausführte. Spitzenwissenschaftler, deklarierten sich zu 93 Prozent als Ungläubige oder Agnostiker wogegen die breite Öffentlichkeit zu etwa zwei Drittel kreationistischen Vorstellungen oder dem Glauben an ein "Intelligent Design" anhängen würde.
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ÖAW-Event mit Kardinal
Als Beitrag zum Charles-Darwin-Jahr 2009 veranstaltet die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) vom 3. bis 6. März 2009 das Symposium "Evolution - Die Grundlage für ein Verstehen des Wandels in der Welt". Dabei spricht u.a. Kardinal Christoph Schönborn, was in Teilen der Wissenschaftsgemeinde auf Unverständnis gestoßen ist.
->   Mehr über die Veranstaltung
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Großes Interesse an dem Thema
Für Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) zeigte sich bei der Frage nach Evolution oder Religion, "dass die Österreicher das eine ohne das andere nicht wollen". Die im Rahmen der Studie präsentierten Ergebnisse zur Einstellung der Österreicher zur Evolution bewertete Hahn grundsätzlich als "erfreulich". So zeige sich etwa auch ein großes Interesse der Bevölkerung an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Erkenntnisse der Wissenschaft haben im Allgemeinen einen sehr hohen Stellenwert für die Österreicher: 36 Prozent der Befragten gaben an, sie seien "sehr wichtig", für 46 Prozent sind sie "ziemlich wichtig". 85 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Wissenschaft und Technik das Leben haben "sicherer und angenehmer werden lassen".
"Science"-Studie mit anderen Resultaten
Eine im Jahr 2006 in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlichte weltweite Studie über die Einstellung zur Evolution hatte noch gezeigt, dass in Österreich knapp 60 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von der Gültigkeit der Evolutionstheorie überzeugt sind, etwa 25 Prozent hielten sie aber laut der "Science"-Publikation für falsch.

Ein Vergleich dieser Werte mit den aktuellen Umfragewerte ist für ÖAW-Präsident Schuster allerdings schwierig. Es sei grundsätzlich schwierig, internationale Studien vergleichbar zu machen.

[science.ORF.at, 4.3.09]
->   ÖAW
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01.01.2010