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Schwarzes-Loch-Paar entdeckt  
  Kurz bevor zwei Galaxien verschmelzen, sollten sich laut den gängigen Theorien die schwarzen Löcher in ihrem Zentrum gegenseitig umkreisen. US-Forschern ist es nun gelungen, diesen Zustand in einem Quasar indirekt nachzuweisen.  
Wenn die gängigen astronomischen Annahmen richtig sind - müsste diese Erscheinung recht häufig sein, sie ist aber offenbar sehr schwer zu finden. Dies ist den Wissenschaftlern des National Optical Astronomy Observatory in Tuscon durch die systematische Erfassung von 17.000 Galaxien nun dennoch gelungen.
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Die Studie "A candidate sub-parsec supermassive binary black hole system" von Todd A. Boroson und Tod R. Lauer ist in der aktuellen Ausgabe von "Nature" (Bd. 458, 5. März 2009, DOI:10.1038/nature07779) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie (sobald online)
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Verschmelzende Galaxien
Nach heutigen Annahmen hat sich unser Kosmos hierarchisch entwickelt - zuerst bildeten sich Galaxien, dann Galaxiengruppen, -haufen und -superhaufen. Dies geschieht, indem sich Galaxien ausdehnen und irgendwann miteinander verschmelzen.

Da man außerdem davon ausgeht, dass sich im Zentrum jeder großen Galaxie ein schwarzes Loch befindet, sollte es eine Phase vor der Verschmelzung geben, in der sich die beiden umkreisen. Dieses Phänomen konnte aber bis jetzt erst selten nachgewiesen werden.
Zwei Strahlungsquellen - zwei Schwarze Löcher
 
Bild: P. Marenfeld, NOAO

Illustration von zwei Schwarzen Löchern

Für ihre aktuelle Studie haben Todd Boroson und Tod Lauer das Spektrum von 17.500 Quasaren aus der Sloan Digital Sky Survey (SDSS) durchsucht. Quasare zählen zu den strahlungsintensivsten aktiven Galaxien, die etwa hundert Mal heller als die Milchstraße sein können.

Deren extrem helle galaktische Kerne können von superschweren Schwarzen Löchern stammen. Diese wiederum erkennt man an ihrem ganz speziellen optischen Spektrum, welches durch das Licht des vom Schwarzen Loch "aufgesaugten" Materials entsteht.

Bei ihrer Suche wurden die beiden Forscher fündig - im Quasar SDSS J153636.22+044127.0. Zwei unterscheidbare Strahlungsquellen deuten darauf hin, dass es sich um zwei Schwarze Löcher handelt. Laut den Berechnungen der Astronomen sind die zwei extrem nahe beieinander - der Abstand ist etwa 13 Mal kleiner als die Entfernung der Sonne von ihrem nächsten Nachbarstern Alpha Centauri - und umkreisen einander.
Die letzte Umarmung
Damit ist die Entdeckung einzigartig, denn bis jetzt waren die Abstände zwischen vermutlichen Paaren immer deutlich größer, wie Jon M. Miller von der University of Michigan in einem begleitenden Kommentar in derselben Ausgabe von "Nature" schreibt.

Das läge auch an den verwendeten Beobachtungsmethoden - je näher zwei Schwarze Löcher beieinander sind, umso weniger können sie unterschieden werden. Die für die aktuelle Studie verwendete optische Spektroskopie, eine indirekte Methode, erlaubt eine exaktere Analyse.

So ist es den Forschern gelungen, die beiden Schwarzen Löcher sozusagen in der letzten Umarmung kurz vor der Verschmelzung zu einem noch gewaltigerem Schwarzen Loch zu entdecken. Bis es soweit ist, umkreisen sich die beiden laut den Forschern etwa einmal alle einhundert Jahre.

[science.ORF.at, 5.3.09]
->   Quasar (Wikipedia)
->   Schwarzes Loch (Wikipedia)
->   Sloan Digital Sky Survey (SDSS)
->   Todd A. Boroson
->   Tod R. Lauer
->   Jon M. Miller
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01.01.2010