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Gene fürs Gehirn sind besonders stabil  
  Für das Gehirn wichtige Gene gehören fast nie zum instabilen Teil des Erbguts im Körper. Laut Schweizer Forschern zeigt das, dass das Gehirn zu wichtig ist für "gefährliche Experimente".  
Die Wissenschaftler um Alexandre Reymond und Henrik Kaessmann von der Universität Lausanne erstellten bei Mäusen einen Katalog der CNV-Abschnitte im Erbgut. Diese Abschnitte haben die Eigenart, dass sie in einem Individuum mit nur einer Kopie auftreten können, in einem anderen dagegen mit mehreren oder gar keiner.

Die CNVs (Copy Number Variant) machen einen beachtlichen Teil des gesamten Erbguts aus - beim Menschen laut Schätzungen mindestens zwölf Prozent. Wie die Forscher nun zeigten, könnten sie eine große Rolle spielen bei der Beantwortung der Frage, weshalb jeder Mensch und jedes Tier sich so sehr von seinen Artgenossen unterscheidet.
Besserer Krankheitsschutz
Die Wissenschaftler fanden nämlich einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Kopien von solchen Genen und der Menge der Eiweiße, die daraus in der einzelnen Maus entstehen. Hat eine Maus also mehrere Kopien, kann es sein, dass sie in ihren Zellen viel mehr eines Proteins hat als eine Maus mit nur einer Genkopie.

Die Konsequenzen solcher Unterschiede könnten bedeutend sein, hieß es in einer Mitteilung der Universität Lausanne. Denn Proteine oder Eiweiße sind die Bausteine und Maschinen der Zellen.

Wenn ein CNV-Gen also bei der Immunabwehr einer bestimmten Krankheit eine entscheidende Rolle spielt, könnten beispielsweise Individuen mit mehr Kopien besser geschützt sein.
Fein abgestimmtes Gehirn
Allerdings ist die Bedeutung der CNVs nicht in allen Organen gleich groß. Die Forscher stellten fest, dass Gene, die für das Funktionieren des Gehirns wichtig sind, auf diesen instabilen Genabschnitten kaum je zu finden sind.

Und wenn doch, griffen andere Zellmechanismen regulierend ein, wie die Forscher online in "Nature Genetics" (doi: 10.1038/ng.345) berichteten. Diese Regulatoren sorgten dafür, dass die Menge des hergestellten Eiweißes bei allen Tieren ähnlich blieb.

Das deute darauf hin, dass das Gehirn ein sehr fein abgestimmtes Organ sei, sagte Kaessmann auf Anfrage. Wenn von einem Stoff im Gehirn eines Individuums plötzlich zu viel oder zu wenig hergestellt werde, könne das nämlich verheerende Folgen haben.

[science.ORF.at/sda, 9.3.09]
->   CNV (Wikipedia)
->   Nature Genetics
->   Henrik Kaessmann, Universität Lausanne
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   DNA-Vergleich: Jeder Mensch individueller als erwartet
 
 
 
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01.01.2010