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Kein ewiges Eis in der Westantarktis  
  Der antarktische Eisschild ist die größte Eismasse auf der Erde, die trotz steigender Temperaturen bislang keine wesentlichen Änderungen zeigt. Forscher haben nun in Sedimenten einen 40.000 Jahre langen Zyklus entdeckt. Er zeigt: Das Eis der Westantarktis ist in Urzeiten regelmäßig geschmolzen.  
Stabiler Osten, wechselhafter Westen
Bis zu 4.500 Meter dick und 12 Millionen Quadratkilometer groß ist das Eis auf Antarktika, noch beeindruckender ist vielleicht eine Angabe die sich in den IPCC-Berichten befindet. Das "Meeresspiegeläquivalent" der Eismasse liegt demzufolge bei mehr als 61 Metern, das heißt: Würde sie schmelzen, stiege der Meeresspiegel um diesen Betrag.

Das ist natürlich reine Theorie, denn "der Ostteil des antarktischen Eisschildes ist außerordentlich stabil", wie der deutsche Polarforscher Heinz Miller, Stellvertretender Direktor des Alfred-Wegener-Instituts, gegenüber science.ORF.at betont. Nicht ganz so stabil dürfte der (deutlich kleinere) Westteil des größten Eisschildes der Erde sein.

Wie ein Team um den neuseeländischen Klimatologen Tim Naish nun im Fachblatt "Nature" (Bd. 458, S. 322) berichtet, hat es im Pliozän, also vor zwei bis fünf Millionen Jahren, ein bemerkenswertes Auf und Ab im westatlantischen Eis gegeben.
Sedimentspuren von Warm- und Kaltzeiten
Ein Sedimentkern im Ross-Eisschelf zeigt, dass der westliche Kontinent während dieser Zeit im Sommer phasenweise eisfrei war. Neben solchen Warmzeiten gab es auch Phasen wechselnder Bedingungen (vergleichbar mit dem gegenwärtigen Zustand) sowie eiszeitliche Perioden, in denen das Festland von einer dicken, auf dem Meeresboden liegenden Eischicht bedeckt war. Dieser Zyklus beträgt Naish zufolge rund 40.000 Jahre, was gut zu anderen Studien passt, die bei Isotopenanalysen zu ähnlichen Schlussfolgerungen gelangt waren.

Was müsste passieren, damit sich die Westantarktis wieder so verhält wie in den Warmzeiten des Pliozän? Diese Frage beatwortet der belgische Erdwissenschaftler Philippe Huybrechts in einem Begleittext zur Studie (Nature, Bd. 458, S. 298). Seiner Meinung nach würde sich ein substanzieller Rückzug des westatlantischen Eisschildes bei einer Erwärmung des Ozeans um 5 Grad einstellen.

"Zu so einem Ergebnis könnte die Ansammlung von Treibhausgasen im Lauf des Jahrhunderts führen, vorausgesetzt, die Emissionen werden nicht reduziert." Zur Orientierung: Das Meeresspiegeläquivalent des westantarktischen Eises ist ähnlich groß wie jenes auf Grönland - etwa fünf bis sieben Meter.

Robert Czepel, science.ORF.at, 19.3.09
->   Heinz Miller
->   Tim Naish
->   Antarktis - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010