News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Ernährungsbericht 2008: So isst Österreich  
  Zu fettes und zu salziges Essen, zu wenig Bewegung - der dritte österreichische Ernährungsbericht bescheinigt uns Übergewicht. Doch kommt Bewegung in die Kennzeichnung von Lebensmitteln.  
Wir essen zu fett, zu salzig und für die Menge an Kilokalorien bewegen wir uns zu wenig. Das bescheinigt quasi offiziell der dritte österreichische Ernährungsbericht, der am Montag von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) in Wien vorgestellt worden ist.

Darin wird ein Überblick über die Ernährungs- und Trinkgewohnheiten verschiedener Altersgruppe in ganz Österreich gegeben, erhoben und analysiert vom Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Wien.
Ei, da schau' her
In Sachen Lebensmittelkennzeichnung scheint sich etwas zu bewegen - und zwar in puncto Eiern, wie heute am Rande der Präsentation des Ernährungsberichts aus dem Ministerbüro zu erfahren war: Das Gesundheitsministerium strebt an, dass die Haltungsform der Hühner nicht nur am Ei sondern auch an eihaltigen Produkten aus Österreich angegeben wird - also beispielsweise auch auf Mayonnaise oder Striezel. Doch das Thema ist noch lange nicht gegessen.
Fleischeslust und Gewichtsfrust
Sushi oder Smoothie - also roher Fisch oder trinkfertiges Obst- und Gemüse-Püree - das mögen Trends sein, doch sind die Teller hierzulande meist anders gefüllt: mit zu viel Fleisch und zu wenig Obst & Gemüse. Während durchschnittlich pro Kopf und Tag 85 Gramm Fleisch und Wurst verzehrt werden (und damit deutlich mehr als international empfohlen), sind es von Gemüse 180 Gramm - nur die Hälfte der empfohlenen Menge.

Als zu fett und zu salzig fasst der dritte österreichische Ernährungsbericht die Lage auf Tisch und Teller zusammen. Herausgeber ist der Ernährungswissenschaftler Ibrahim Elmadfa von der Universität Wien.

Er bringt die Folgen gegenüber science.ORF.at auf den Punkt: "Der Anteil von Normalgewichtigen hat abgenommen, aber der Anteil von jenen, die übergewichtig oder sogar adipös sind, hat zugenommen - bei den Männern vor allem, aber auch bei den Frauen, wobei nicht im gleichen Ausmaß."
...
Was isst Österreich
Zu viel Fett, Salz und Fleisch. Aber zu wenig Kohlehydrate, Ballaststoffe, Obst, Gemüse und Vollkorn. So die Kurzfassung des Ernährungsberichts. An positiven Trends beschreibt er, dass hierzulande ausreichend getrunken wird und zwar vor allem Wasser. Ein weiteres Lob: Gemüse und Fisch werden zumindest öfter gegessen als noch vor wenigen Jahren.
->   Zusammenfassung des Ernährungsberichts (Gesundheitsministerium)
...
Zu wenig Bewegung
Der Anteil an Menschen mit starkem und krankhaftem Übergewicht habe binnen fünf Jahren zugenommen, so Elmadfa - damals ist der letzte Ernährungsbericht erschienen. Grund für die Gewichtszunahme sei nicht, dass mittlerweile mehr gegessen wird, sondern dass wir uns zu wenig bewegen, fasst Gesundheitsminister Alois Stöger die Erkenntnisse des Ernährungsberichts 2008 zusammen.
->   Mehr dazu in: Zu viel Fett, zu wenig Sport (ORF.at)
...
Gewichtiger Nachwuchs
Die Folgen des Ungleichgewichts zwischen Energiezufuhr (also Ernährung) und Energieverbrauch (also Bewegung) sind schwerwiegend. Laut dem Ernährungsbericht waren im vergangenen Jahr 19 Prozent der sechs-bis 15jährigen Schulkinder übergewichtig (davon acht Prozent sogar adipös, also krankhaft dick). Als übergewichtig gelten bei den Erwachsenen zwischen 18 und 65 Jahren 42 Prozent (davon elf Prozent als adipös) und bei den 65- bis Unter-84jährigen 40 Prozent. Auffallend ist ein Ost-West-Gefälle in allen Altersgruppen: So waren z. B. im Osten Österreichs zehn Prozent der Schulkinder adipös, im Westen nur vier Prozent.
...
Nationaler Aktionsplan angekündigt
"Fast die Hälfte der verlorenen Lebensjahre in Gesundheit entfallen auf Erkrankungen, bei denen Ernährung eine entscheidende Rolle spielt", mahnt Gesundheitsminister Stöger.

Der Ernährungsbericht enthält daher folgende Tipps: vielseitige Ernährung; mehr Kohlehydrate und mehr Vollkorn, weniger Gebackenes; viel Obst und Gemüse; Fett sparen; viel und vor allem Wasser trinken - und natürlich mehr Bewegung (und sei es Treppensteigen oder Spazierengehen.)

Zudem kündigt der Gesundheitsminister einen nationalen Aktionsplan an. Die gesunde Wahl soll leichter fallen, meint er. Desweiteren müsste die Industrie Rezepturen von Lebensmitteln ändern - Stichwort Transfette verringern - und es brauche Leitlinien für Schulkantinen, Betriebsküchen und Gaststätten. Was genau dieser "nationale Aktionsplan" enthalten soll, darüber war heute nichts zu erfahren.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 23.3.09
->   Kurzzusammenfassung (Kapitel 8 des Ernährungsberichts 2008)
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Ernährung
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010