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Was bringt Evaluierung der Forschungsförderung?  
  Die erste umfassende Systemevaluierung der österreichischen Forschungsförderung wirft ihre Schatten voraus. Experten erhoffen sich davon eine "richtige" und keine "nette" Evaluierung.  
Darüber waren sich die Teilnehmer bei einer gestern vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) in Kooperation mit der Diskursplattform Club Research veranstalteten Diskussionsrunde zum Thema "Evaluiert. Was nun?" einig. In nur wenigen Wochen wird das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) seine endgültige Bewertung vorlegen.
Konkrete Umsetzung
Tenor der Experten: Ein systemimmanentes Problem, das Evaluierungen anhaftet, ist die niemals garantierte Umsetzung der erarbeiteten Empfehlungen durch die Politik. Patries Boekholt von der Technopolis Group (Amsterdam), einer internationalen Evaluierungsgesellschaft, brachte mit einer Systemevaluierung in Finnland von 2001 ein Beispiel, aus dem sich sehr wohl konkrete Änderungen des Forschungsförderungssystems abgeleitet hätten.

Während dort bis dahin die industrielle Forschung stark bevorzugt worden sei, hätte sich die Mittelverteilung auf Anraten des Evaluierungsberichts hin zugunsten der Grundlagenforschung ausgeglichen, die zuvor vernachlässigt worden war. Der österreichischen Forschungsförderung würde laut Boekholt hingegen vor allem eine Verschlankung der ministeriellen Zuständigkeiten von drei auf ein Ressort gut zu Gesicht stehen.
Oft nur "schwammige" Berichte
"Klare Aussagen zur Interaktion der mit FTI (Forschung, Technologie, Innovation) befassten Institutionen" erhofft sich Michael Dinges von Joanneum Research von der großen Systemevaluierung. Deren Endbericht wird nach zahlreichen Verschiebungen nun für Mai erwartet. Die bisher letzte größere Evaluierung von 2003, welche die Performance der großen Förderinstitutionen FWF und FFF - Vorgänger der Forschungsförderungsgesellschaft FFG - untersuchte, habe Ergebnisse gebracht, die beruhigen.

Generell ortet Dinges bei Evaluierungsaufträgen aber oft zu ungenaue Zielvorgaben, die sich dann in sehr schwammigen Berichten manifestieren würden, die substanziell nichts bewirken könnten. "Es gibt eine unglaubliche Anzahl an Evaluierungen, da ist Österreich mit führend. Kritisch wird es aber bei der Umsetzung", beschrieb der Experte Pro und Kontra der österreichischen Evaluierungskultur.
Grundlage für Strategiediskussion
"Bei der FFG selbst fühlt man sich zwar des Öfteren über-evaluiert, das ist aber kein Vorwurf an die Evaluatoren", erklärte FFG-Strategiechef Michael Binder. Dies spiegle lediglich die Vielfalt der Programmlinien wieder. Die anstehende Systembewertung trage eine schwere Last auf den Schultern. "Man darf sich nicht den weißen Ritter erwarten, der das Land vom System der suboptimalen Förderstrukturen befreit", warnte Binder vor zu hoch gesteckten Erwartungen. Die Ergebnisse sollten für eine intensive Strategiediskussion sorgen, wobei alle Ebenen - von Beamten bis Ministern - eingebunden werden sollten.

Martin Weber vom Europäischen Rechnungshof hält das Interesse für die Systemevaluierung, das in Österreich bestehe, für vielversprechend. Diese Öffentlichkeit fehle für die Europäische Union insgesamt. So sei kürzlich in Prag die Evaluierung des 6. Rahmenprogramms für Forschung weitgehend unbemerkt in "Gremien von Technokraten" vorgestellt worden. Positiv am Bericht sei jedoch das offensive Ansprechen von Mängeln und Schwierigkeiten gewesen.

[science.ORF.at/APA, 24.3.09]
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung
->   Wifo
Aktuelles zum Thema in science.ORF.at:
->   Bürokratie hemmt EU-Forschungsförderung (9.3.09)
 
 
 
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01.01.2010